Feiern zu Allerheiligen

Am Gedenkstein der Banater Schwaben in Mannheim fand am 2. November die Gedenkfeier zu Allerseelen statt. Die HOG Lenauheim war mit der Marienfahne vertreten. Am Denkmal der Billeder in Karlsruhe fand am 1. November die Feier zu Allerheiligen statt. Werner Griebel, HOG Vorsitzender, sprach die Worte zur Feier.

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren!
Liebe Landsleute!

Für mich, als Vertreter der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, ist es heute eine besondere Ehre, als Ehrengast des Kreisverbandes Karlsruhe, der Landsmannschaft der Banater Schwaben, in eurer Mitte weilen zu dürfen und gemeinsam den Festakt zu Allerheiligen in einem altgewohnten Rahmen zu begehen. Herzlichen Dank für die Einladung an den Vorstand des Kreisverbandes Karlsruhe. Es ist wieder mal der erste November, es ist der Tag an dem die Katholiken das „Seelenlicht“ zum Tag, der Allerheiligen entzünden, welches in den nächsten Tagen leuchtet, die Überleitung von Allerheiligen zu Allerseelen. Eine Gepflogenheit der unsere Ahnen schon immer Folge geleistet haben und in der Gegenwart, unsere Landsleute in der alten sowie in der neuen Heimat den lieben Verstorbenen die Ehre erweisen.

Als Kind bin ich damit schon aufgewachsen. Unsere Familie ist zusammen zum Friedhof gegangen, haben auf das Grab der Großeltern und Verwandten neben die am Nachmittag gebrachten Blumen, Kerzen gesteckt und angezündet. Nach dem Besuch all unserer Gräber sind wir gemeinsam auch wieder nach Hause. An der Kirche, am Denkmal für die in den Kriegen Gefallenen, wurden auch von Jedem eine Kerze angebrannt und gebetet. Zuhause angekommen haben wir noch gemeinsam beisammengesessen und auf dem Küchentisch standen brennende Kerzen, wobei die Familie im stillen Gebete sprach.

Wir werden diesen Brauch auch beibehalten – und auch wenn es nur 1 Mal im Jahr ist. Letztes Jahr, hatte ich diese Gelegenheit am Grabe meiner Eltern in Lenauheim zu Allerheiligen, zu sein. Die Grabpflege an sich ist oft sehr mühselig, insbesondere für ältere Menschen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, in der alten Heimat ansässige Bürger zu beauftragen, die 3-4 Mal im Jahr Grabstätten pflegen. Das kostet sicher Geld, aber es sieht dann schon meistens sauber aus. Ich finde es traurig, wenn man an so manchen Gräbern vorbei geht, wo ewig keiner mehr war. Die Umstände kennen wir ja leider nicht immer so genau. Ein Friedhof strahlt soviel Ruhe aus und auch Geborgenheit. Am Ende sage ich mir – viele haben nicht die Zeit, laufend auf den Friedhof zu gehen, und wenn sie dann an Allerheiligen an die Gräber kommen, vielleicht auch, weil sie zu weit entfernt wohnen, dann finde ich es sehr schön und würdevoll.

In der alten Heimat befinden sich die Friedhöfe, wo die meisten unserer Verstorbenen ihre letzte Ruhe finden. Die allgemeine Pflege wird das ganze Jahr über, durch Spenden unserer Landsleute in Deutschland, ausgeübt. Aber zu Allerheiligen werden sie ganz besonders mit Chrysanthemen geschmückt, die Kreuzsteine gereinigt und das eine oder andere in Ordnung gebracht. Es sind aber nur mehr wenige unserer Landsleute, die dort leben und an den Gräbern Kerzen brennen, das Schicksal wollte es so.

In der neuen Heimat, Deutschland, sind unsere Landsleute über viele Kilometer verstreut. Sie können nicht mehr, oder nur bedingt, den Weg zum Heimatfriedhof ins Banat einschlagen. Es ist für Viele unserer älteren Generation und nicht nur für diese, ein nachdenklicher Tag, ein Tag, an dem man will oder nicht, die Gedanken in der alten Heimat, auf dem Friedhof hat. Man soll sich solcher Gedanken auch nicht schämen, sondern seine Wurzeln nicht vergessen, dies macht den Alltag leichter und erträglicher. Wir, die Menschen in der neuen Heimat, gehen auch an diesem Tage an die Ruhestätten unserer Lieben, aber der Großteil derer befindet sich nun mal auf den Friedhöfen im Banat und nicht hier in Deutschland, aber dennoch bleibt die Verbindung bestehen. Wir bringen gelegentlich Kerzen in die alte Heimat, die für unser Aller Toten gedacht sind, und sie werden hoffentlich zu Allerheiligen in unsere Heimatkirchen und Friedhöfen im Banat angebrannt. Sie stehen auf den Altären und sollten bei jedem Gottesdienst leuchten. Die Kerzen sollen die Verbindung zwischen den dort lebenden christlichen Landsleuten und Neubürgern und uns in der neuen Heimat symbolisieren, und uns alle in Christus vereinen.

Innerhalb der Landsmannschaft der Banater Schwaben wurden in mehreren Ortschaften in der neuen Heimat Gedenksteine in Friedhöfen und an geschichtsträchtige Plätze aufgestellt. Sie wurden von unseren Geistlichen eingesegnet und werden als Gedenkort für viele unserer Landsleute die noch keine Verstorbene in der neuen Heimat haben, aber nicht nur von denen, wahrgenommen. An diesen Gedenksteinen, wie heute hier in Karlsruhe, versammeln sich von Jahr zu Jahr immer mehr Landsleute und gedenken unseren lieben Toten, die vor uns in den Vertreibungsgebieten Osteuropas lebten, wirkten und in den Heimatlichen Gottesäcker ruhen, die als Soldaten beider Weltkriege am Glauben an die Menschheit fielen. Unsere Gedanken suchen ihre Gräber, meist in fremder Erde, die in Zwangsarbeitslager in Russland, bei der Verschleppung in die Baragan Steppe, gedarbt und gelitten, in Verlassenheit und Verzweiflung einsam und fern ihrer Heimat starben, die durch Unrecht und Gewalt, bei Flucht und Vertreibung vor Öffnung der Grenzen, auf dem Wege in die freie Welt, an Mauer, Grenzen, Flüssen und Stacheldraht ihr Leben lassen mussten. Die in der neuen Heimat ihre Ruhe fanden, der Toten, die seid unseren letzten Treffen aus unserer Mitte abgerufen wurden.

Herr gib Ihnen die ewige Ruhe. Lass Sie ruhen in Frieden. Amen.