Unruhe und Unsicherheit führen zur Kreativität

Christine Oster sieht sich durch und durch als Künstlerin, die „der Kunst und  Kreativität verfallen ist“. Sie schwärmt: „Das Schöne an der Kunst ist, dass ich meine Kreativität und Phantasien immer wieder aufs Neue ausleben und entfalten kann. Kreativität ist wie eine Sucht. Sie lässt mich nicht los und begleitet mich überall hin.“

Die Künstlerin vor ihrem Selbstporträt.
Foto: Christine Oster

Geboren wurde die Künstlerin 1966 in Lenauheim, wo sie auch die Schule besuchte. Ihr Talent für das Zeichnen wurde schon in den ersten Kinderjahren erkannt: „Im  Kindergarten bekam ich nach einer Malstunde als Einzige ein besonders großes rotes Fähnchen. Darauf war ich sehr stolz“, erinnert sie sich. In Temeswar besuchte sie das Nikolaus-Lenau-Lyzeum und wohnte dort auch im Internat, sodass sie das Leben in der Stadt kennenlernte. Sie nutzte die Gelegenheit und nahm privat Malunterricht in Temeswar, wo sie die ersten Schritte professionellen Zeichnens lernte. Später begann sie mit einer Ausbildung zur Maßschneiderin, die jedoch durch die Auswanderung nach Deutschland unterbrochen wurde.

Hier startete sie zunächst mit einer kaufmännischen Ausbildung und absolvierte im Anschluss das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Augsburg. Danach folgte ein Jahr als Trainee bei einem internationalen Unternehmen in Schottland und anschließendem Aufenthalt in England. Nach ihrer Rückkehr nach Augsburg nahm sie drei Jahre Privatunterricht bei einem russischen Künstlerpaar und startete 2006 ihre künstlerische Laufbahn. Dieser Entschluss brachte ihr eine kreative, aber auch harte Zeit. „Denn Kunst kommt vom Können. Und Können kommt nur mit Fleiß und viel Arbeit.“, ist sie überzeugt. Besonders im Zeichnen sieht sie das Rüstzeug zum Malen.

Auseinandersetzung mit der Muse:
Frauenporträt „Laura“.
Foto: Christine Oster

Mit dieser Erkenntnis hat sie viele Tage und Nächte an ihrer Staffelei verbracht. „Ein gutes Bild entsteht nur mit viel Eifer und Leidenschaft.“, weiß sie. Aber der Einsatz lohnt sich und schafft auch Zufriedenheit: „Ohne Malen fehlt etwas.“ Während sich die meisten zeitgenössischen Künstler in Richtung Abstraktion und Minimalismus orientieren, pflegt sie einen realistischen und figurativen Malstil, der viel Übung erfordert. „In meine Bilder fließt meine Erfahrung mit Farben und Formen, meine Inspiration und somit mein innerstes Wesen.“, erklärt sie.

Die innere Auseinandersetzung beginnt bereits bei der Motivfindung oder dem Konzept für eine Bilderserie. „Es kann Tage oder auch Wochen dauern, bis ein Gedanke vor meinem inneren Auge Form und Gestalt annimmt.“ Die Unruhe und Unsicherheit führen zur Kreativität, denn die steht für die Künstlerin in jeder Phase des Werks an oberster Stelle. Danach muss diese Komposition „nur noch“ auf die Leinwand gebracht werden. Die Farben sowie das Zusammenspiel von Hell und Dunkel sollen so beschaffen sein, dass das Bild berührt und dem Betrachter in Erinnerung bleibt. Das geschieht spontan: „Das Bild führt meine Hand und sagt mir, wie es weitergeht.“

Selbstporträt mit Calla aus der Serie: „Wage zu
träumen“ („Dare to dream“).
Foto: Christine Oster

Die Malerin setzt allem auf figurative Malerei in Öl und Acryl: Mit ihrer handwerklichen Fähigkeit und Erfahrung entwickelt sie die perfekte Balance zwischen der harmonischen Gestaltung der abgebildeten Personen und der Textur des Bildes. Klassische Motive finden sich in ihren Frauenserien , doch sie widmet sich auch anderen Sujets, etwa dem Meer oder pompejanischen Motivem, die
sie in ihrem eigenen Stil neu interpretiert. Ihre Herangehensweise ist der „Mut zur inneren Freiheit “, entwickelt ihre eigene Ausdrucksform und eine unverkennbare DNA.

Ihre Arbeiten hat sie bereits in zahlreichen regionalen und überregionalen Ausstellungen und Kunstmessen gezeigt. Aktuell sind einige Arbeiten in der „Gmundart“-Ausstellung der Raiffeisenbank in Gmund am Tegernsee ausgestellt. Im Mai 2025 werden einige Bilder in Augsburg zu sehen sein. Zu diesem Anlass plant sie, ein oder mehrere Bilder zu malen, auf denen Frauen in schwäbischer Tracht zu
sehen sind. Vor einiger Zeit hat die Künstlerin ein großräumiges Atelier in Bobingen bei Augsburg bezogen, wo noch viele weitere Projekte umgesetzt werden.

Mit ihren Bildern will Christine Oster den Menschen Freude schenken. Auch ein Käufer soll das Bild nicht als „Wandaktie“ besitzen, sondern es soll ihm mit Emotionen, Sinnlichkeit, Kraft und Entspannung täglich etwas Neues offenbarten. „Denn wir Maler sind auch Geschischtenerzähler.“, ist die Künstlerin überzeugt. Einen Einblick in ihre Werke bietet die Internetseite vom Christine Oster: www.osterart.com

Halrun Reinholz

Dieser Artikel erschien in der „Banater Post“, am 15.12.2024.