Einen schnellen geschichlichen Überblick bietet Ihnen die chronologische Zeittafel.
Die Gemeinde Lenauheim liegt im westlichen Teil des Kreises Temesch, 45 km von der Stadt Temeschburg entfernt, in der Banater Tiefebene und erstreckt sich auf einer Fläche von 123 km². Der Ort liegt 87 m über dem Meeresspiegel (Adr. Meer), 20 Grad 47′ 58 östliche Länge und 45 Grad 52′ 19 nördliche Breite. Die Anlage ist regelmäßig, die Straßen bzw. Gassen breit und gerade. Lenauheim ist rechteckförmig und dehnt sich von Westen nach Osten aus.
Zu dem Gemeindebund mit dem Gemeindezentrum Lenauheim, gehören die Orte Grabatz und Bogarosch. Die Gemeinde ist durch eine Kreisstraße, Lenauheim-Hatzfeld-Temeschburg, und einen Eisenbahnanschluss, mit einem Bahnhof am Rande von Lenauheim, mit der Kreishauptstadt verbunden.
Bereits 1111 gab es am südöstlichen Ende der heutigen Gemeinde eine kleine Hirtengemeinde mit fast 7000 Katastraljoch. Sie gehörten dem Grafen Csatady Làszlò. Diese Gemeinde wurde während der Tatarenzüge vernichtet.
Der Ortsname Csatád stammt von dem im Mittelalter häufigen Personennamen Csata (+ ung. Ortsuffix), der Besitzer oder Gründer des Ortes war. Urkundlich erscheint der Name zuerst 1415 mit seinem Besitzer Mathias Chatad. Der Ort gehörte damals zum Temescher Komitat.
Der ungarische König Johann Hunyadi überlies Chatad durch einen Vertrag vom 12. Mai 1470 der einflußreichen Familie Dolaz (Docz). Am 8. März 1520 gab Franz de Docz einen Teil des Gutes Nikolaus de Maczedonia in Pacht. Durch die fortwährenden Türkeneinbrüche ging es zu Grunde und wurde schon 1482 als Prädium (Pußta) angeführt. Es blieb ein einziger Einwohner, Sárváczi, der eine Löffelmühle am Weißen Fluß genannten, heute versiegten Bach, besaß. Dieser Sárváczi erhielt bei der späteren Ansiedlung das Recht auf eine Urbarialsession.
Vor 1470 besaß Blasius de Sat den Ort. Die Csatáds tauchen 1493 in Micske, Biharer Komitat auf, wohin sie sich vielleicht vor den Türken verzogen haben. Zuletzt wird die Pußta am 8. März 1520 erwähnt, als verpachtet. In der Türkenzeit (1552 – 1716) wird Csatád nicht mehr erwähnt.
Nach der Türkenzeit wurde das Banat von 1716 – 1779 kaiserliches Gut und österreichische Provinz mit eigener „Landesadministration“ in Temeswar. Nun tauchte die Pußta Csatád wieder auf und wird 1750 der Banater Prädien-Sozietät als Weideland verpachtet. 1759 wurde hier, an der durchziehenden Csoka – Temeswarer Poststraße, eine Wechselstation der Post (Cambiatur) eingerichtet. Diese ist auf der Landkarte des Banats aus 1761, mit einem Posthorn neben dem Namen Cetatie, bezeichnet. Dieser Name (rum. Festung), den die Rumänen der Gegend, aus Csatád entwickelten, ist unberechtigt, da der Ort nie befestigt war. Die umliegenden Dörfer nannten den Ort Tschadat, die Einwohner selbst sagten Schaddat. Während der theresianischen Kolonisierungsperiode (1763 – 1767) wurde auch die Pußta Csatád zur Besiedlung ausersehen, vermutlich deshalb, weil sie an einer Landstraße lag und eine Poststation hatte. Im Frühjahr 1767 gaben die Pächter die Pußta zurück, auf die im gleichen Jahr Landesadministrationsrat Hildebrand ein Pfarr- und ein Schulhaus, sowie 202 Wohnhäuser für deutsche Kolonistenfamilien erbauen ließ.
Den Kirchenmatrikeln nach kamen diese aus: Luxemburg, Lothringen, Trier, Nassau und Birkenfeld, Westfranken. Die neue Gemeinde gehört zum Tschanader Distrikt. Im selben Jahr erhielt sie Pfarrer und Lehrer. Ende 1767 zählte der Ort 870 Einwohner.
Die Urbarialsession bestand aus: 30 Katastraljoch Baufeld, ¾ JochHausplatz (1200 Klafter), 1 Joch Wiesen und Kleegarten, ¼ Joch Ersatzgarten = 32 Joch.
Die ersten Siedler erreichten das Weichbild der Gemeinde Csatád am 15. April 1767 und lagerten am Südende der heutigen Gemeinde. Am 16. April wurde ein Gottesdienst ohne Priester abgehalten, worauf der Dorfrichter den ersten Spatenstich tat und alle Familien sich bunkerartige Erdhütten gruben. Während man hier auf der Wiese wohnte, begann man das künftige Dorf zu bauen.
Jeder Einwohner brauchte einen Entlassungsschein und ein Leumundszeugnis. Taugenichtse und Faulenzer hätten es damals in Csatád nicht ausgehalten, jeder mußte eine unvorstellbare harte Arbeit zur Rodung der verwilderten Heide leisten. Die Verpflegung war anfangs ärmlich und wurde nur allmählich reichlicher.Die Wohnverhältnisse waren äußerst primitiv, ärztliche Betreuung gab es nicht. Die Kindersterblichkeit war enorm hoch: in den ersten zehn Jahren sind von den rund 1000 Einwohnern 121 Kinder gestorben, davon 38 allein im Jahre 1770. Manche Familie blieb ohne Kinder und ist später ausgestorben. In anderen Familien dagegen wuchsen viele Kinder auf. So vergrößerte sich die Gemeinde trotz der hohen Sterblichkeit rasch. Bei der Ansiedlung hatte sie 870 Seelen gezählt, 1775 zählte sie bereits 1020 und fünf Jahre danach bereits 1256 Seelen. Es wanderten auch Menschen aus anderen Orten ein. Im Jahre 1828 zählte der Ort 2244 Einwohner, 35 davon waren keine Katholiken, wahrscheinlich Rumänen oder Zigeuner.
1775 beantragte der Administrations-Präsident Baron Josef Brigido eine neue territoriale Einteilung der Provinz in nur vier Kreise, Csatád wurde zum Hauptort eines derselben ausersehen. Deshalb wurde ein neues Gebäude errichtet, dass das Kreisamt und die Beamtenwohnungen aufnahm. Es besteht heute noch. 1776 war der Csatáder Kreis, groß wie ein Komitat, schon vollständig eingerichtet. Kreishauptmann war Graf Christian Löwenwolde. Das Csatáder Kreisamt war auch für den neu errichteten Großkikindaer Krondistrikt das Forum 1. Instanz bei Appellationen.
Am 18. Dezember 1777 ordnete Kaiser Josef II. an, dass in Csatád, weil die Entfernung von Kleinbetschkerek bis Komlosch zu groß war, eine selbständige Poststation errichtet werde.
Anfangs gehörte die neue Siedlung einige Wochen als Filiale zur Pfarrei von Hatzfeld. Im Juni betraute der Csanader Bischof Graf Anton Engel von Wagramden den Werschetzer Kaplan Anton Fabik mit der Seelsorge. Im gleichen Sommer (1767) wurde eine bescheidene turmlose Kapelle gebaut, die den heiligen Johann von Nepomuk zum Schutzpatron erhielt, doch nie geweiht wurde. Davor kam ein hölzerner Glockenstuhl mit einer zwei Zentner schweren Glocke, die Bischof Engel 1769 weihte.
Die Patronatsherrin, Maria Theresia, sandte einen Kelch, eine Monstranz, ein Ziborium aus Kupfer und ein Meßkleid. Diese stammten aus dem Besitz eines aufgelösten Jesuitenkloster aus Oberösterreich. Die alte Kapelle war bald baufällig geworden, so dass der Gottesdienst schon seit 1771 in der Schule abgehalten werden mußte. Auf Betreiben des Pfarrers Alexander Tomanovich und auf Einwirken des Bischofs Emmerich Christovich bei der Kaiserin Maria Theresia als Patronatsherrin wurde auf Kosten der Hofkammer 1778 eine neue große Kirche im Barockstil erbaut, die heute noch steht. Am 24. Juni besichtigte der Bischof den Rohbau und noch im selben Jahr, vermutlich am 11. Oktober, wurde die neue Kirche durch den Neubeschenowaer Distriktdechanten Anton Spissich de Japra eingeweiht. Die Schutzpatronin der Gemeinde war fortan die heilige Theresia.
Das Altarbild ist eine Stiftung der Kaiserin, die am7. März 1778 die Anstellung eines Kaplans genehmigt. Das Altarbild wurde von einem Wiener Künstler gemalt. 1784 wurde die Ziegelwölbung durch ein Holzgewölbe ersetzt und drei neue Altäre (aus einem österreichischen Kloster) aufgestellt. Die Kirche erlebte während der Jahre manche Veränderung wie: 1827 erhielt der Turm eine Uhr, 1839 wurde der Fußboden mit Marmorplatten ausgelegt und 1843 über die Sakristei ein Oratorium erbaut. Die römisch katholische Kirche wurde 1968 von der LPG renoviert. Das Dach und der Außenbereich der Kirche wurden 1992 auf Initiative des Kirchenratsvorsitzenden August Griebel und einiger beherzten Landsleute aus Lenauheim und Deutschland, aber auch durch finanzielle Hilfe der Diözese Köln, renoviert. Die Kirche wurde, wegen der geringen römisch-katholischen Bevölkerung, eine Filiale der Lowriner Kirchengemeinde. Gottesdienste wurden in vier- oder sechswöchentlichem Rhythmus eingeführt.
Nachdem anfänglich die Toten um die Kirche begraben wurden, wurde der Friedhof während der Regierungszeit Josefs II. (1780 – 1790) an den Südrand des Dorfes verlegt.
Nikolaus Lenau wurde am 12. August 1802 im Erdgeschoß des einstöckigen Amtsgebäudes geboren und verlebte in Csatád die ersten fünf Monate seines Lebens. Sein Andenken wurde erst 1875 gewürdigt, als der Csatáder Wagnermeister Mathias Gehl an Lenaus Geburtshaus, erbaut 1775, eine Gedenktafel aus ziegelrotem Marmor anbrachte. Am 13. August 1902 wurde der Grundstein des Lenaudenkmals gelegt und ein Jahr danach, am 13. August 1903, das Denkmal vor dem Rathaus enthüllt.1767 wurde für 160 schulpflichtige Kinder ein Schulhaus erbaut. 1778 äußerte sich der Neubeschenowaer Distriktdechant Anton Spissich de Japra lobend über den guten Zustand des Gebäudes, bedauerte aber, dass das Lehrzimmer nur 60 Schüler faßte, wogegen es 160 schulpflichtige Kinder gab. Wahrscheinlich mußte der einzige Lehrer diese 160 Kinder wechselweise unterrichten.
Im Jahre 1804 wurde ein neues Schulgebäude mit zwei Lehrzimmern und zwei Lehrerwohnungen errichtet. 1812 wurde Nikolaus Tzerbecz aus Freidorf und 1815 Johann Albetz aus Gutenbrunn als Lehrer angestellt. In der Schule hatte 1836 der Lehrer Johann Albetz in der Unterklasse 136 und der Lehrer Mathias Heber in der Oberklasse 261 Schüler. 1843 wurde eine dritte Klasse errichtet. Damals absolvierten mehrere Csatáder Jungen den Pädagogischen Kurs in Temeswar: 1801 Adam Heich und Jakob Hubertus, 1805 Mathias Heich, 1820 Adam Schipfer und 1844 Johann Schell. Außer dem bekanntesten Sohn des Ortes, dem Dichter Nikolaus Lenau, wollen wir noch auf einige hervorragende Lenauheimer hienweisenwie: Desiderius Jarosy, 1882-1932, Theologieprofessor, Anni Schmidt-Endres, 1903-1977, Schriftstellerin, Hans Wolfram Hockl, 1912-1998, Schriftsteller und Publizist, Hans Bräuner, 1910-2005, Gymnasiallehrer und Verfasser des Heimatbuches Lenauheim/Tschatad.
Die Schule hatte 1865 die größte Schülerzahl mit 557 Schülern. 1870 wurde die bisherige röm.-kath. konfessionelle Schule in eine interkonfessionelle Gemeindeschule umgewandelt und 1875 mit der 4. Klasse erweitert.
1880 konnten von 3155 Einwohnern nur 1820, also über 58 Prozent lesen und schreiben. Tschatad wurde 1918 an Rumänien angeschlossen. Seit 1918 wurden notdürftig alle Unterrichtsfächer in deutscher Sprache unterrichtet. Im Juli 1922 unternahm Lehrer Anton Hicke mit 48 Schulkindern einen erfolgreichen Studienausflug nach Siebenbürgen. In den Jahren 1921-1923 fand ein Schüleraustausch zwischen Jugendlichen aus Wien und Württemberg und den Lenauheimer in den Sommerferien statt. Daran nahmen jährlich bis zu 100 Kinder teil. Um 1925/26 wurde zum erstenmal Rumänisch als Landessprache ins Unterrichtsprogramm der Volksschule aufgenommen.
1921 verhinderte der damalige Direktorlehrer Anton Hicke die Gründung einer konfessionellen deutschen Volksschule in Tschatad und setzte mit seinen liberalen Helfern durch, dass die Tschatader Volksschule Staatsvolksschule blieb.
Von 1942/43 übernahm die Deutsche Volksgruppe in Rumänien die Volksschule, und es zog der damalige Zeitgeist in die Schule ein. Direktorlehrer war Georg Kern.
1948 erfolgte die Schulreform. Es wurde eine deutsche 7-Klassen und eine rumänische 4-Klassen Schule gegründet, die auch später zu einer 7-Klassen Schule erweitert wurde. Die 7-Klassen Schulen bestanden aus zwei Zyklen. Der erste Zyklus förderte den Stoff der vormaligen Volksschule; der zweite Zyklusden Stoff des früheren Untergymnasiums.
Der Staat trug sämtliche Spesen und Auslagen, sorgte für die materielle Grundlage der Schule, stellte Lehrkräfte an und bezahlte sie, schuf Internate und Kantinen und machte die Absolvierung der 7-Klassen Schule zur Pflicht für jedes Kind. Der muttersprachliche Unterricht war gewährleistet. Unterrichtsgegenstände, die rumänisch unterrichtet werden mussten, waren vaterländische Geschichte und Erdkunde, Verfassung Rumäniens und ausnahmsweise Gegenstände, wenn keine deutschen Lehrkräftevorhanden waren. Seit 1964/65 wurde die Lenauheimer Schule zu einer achtklassen Schule. ImJanuar 1970 wurde das neue Schulgebäude in der Hauptstraße bezogen. Heute besteht die Schule aus acht Klassenstufen und der Kindergarten unterliegt ebenfalls dem Rektorat der Schule. Im Kindergarten finden zur Zeit 78 Kinder mit 3 Erzieherinnen ihren Platz. In der Schule sind 210 Schüler/innen eingeschrieben, die von 13 Lehrer/innen unterrichtetwerden.
Am 5. März 1819 wurde die bisherige Dorfgemeinde Csatád zum Marktflecken erhoben und erhielt die Erlaubnis, je einen Wochenmarkt und drei Jahrmärkteabzuhalten die gut besucht wurden. 1828 hatte die Gemeinde schon 2244 Einwohner, davon 35 Nichtkatholiken. Ackerbau und Pferdezucht blühten. An den häufigen Cholera- und Ruhr-Epidemien, zwischen 1831 und 1873, starben 224 Personen. Die Gemeinde erhielt daher 1831 eine Apotheke. 1833 wurde der Gemeinde ein neues ungarisches Siegel zugeteilt. Im Jahre 1856 wurde der Friedhof das zweite Mal erweitert, der Kaufmann Philipp Mumper stiftete dazu die noch heute existierende Kapelle. Am 23. Juni 1873 wurde der „Csatader Leichenverein“ gegründet. Der Zweck des Vereins ist die anständige Beerdigung eines verstorbenen Vereinsmitgliedes, durch Auszahlung einer festgesetzten Summe, zu ermöglichen.
1865 gab es in der Gemarkung zwei Groß- und 251 Kleingrundbesitzer. Das Ortsgebiet bestand aus 5833 Joch Ackerfeld, 88 Joch Wiesen, 572 Joch Weiden, 20 Joch Weingärten und 303 Joch unproduktiven Boden, zusammen also aus 6811 Joch. Der Reingewinn wurde auf 66099 Florin 39 Kreuzer Konventionalmünzen geschätzt. Am 6. März 1867 wurde das Marktrecht erneuert. Da 1856 die Eisenbahnlinie Szegedin-Temeswar eröffnet wurde, fiel Csatád abseits der Verkehrsstraße und seine Märkte verloren bald jede Bedeutung.
Am 18. Juni 1867 beging die Gemeinde die Jahrhundertfeier. Ende 1868 zählte man schon 3122 und 1880 sogar 3115 Seelen – das war der höchste Bevölkerungsstand. Durch Abwanderung und das Ein-Kind-System nahm die Bevölkerung später ab. Im November fand in Csatád ein „Deutscher Tag“ statt, an welchem die Interessen des deutschen Banats besprochen wurden. Ende 1871 kam der Ort zum Tscheneer Stuhlbezirk und wurde 1876 Großgemeinde.
Am 5. Mai 1874 entstand der erste Verein, die Handwerkergenossenschaft. Diesem folgte 1880 eine Rote-Kreuz-Filiale. Später wurden die Schützenkorps 1886, das Kasino und der Landwirtschaftsverein gegründet.
Im neunten Jahrzehnt wurden mehrere Geldinstitute gegründet: zuerst der „Csatáder Spar- und Vorschuß-Verein“ als Genossenschaft, der bald liquidiert wurde. Am 10. Januar 1890 wurde gegründet und am 24. Juni gerichtlich registriert die „Csatáder-Volksbank“ als Genossenschaft, die 1891 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Am 11. März 1888 wurde gegründet und am 3. April protokolliert die „Erste Csatáder Sparkassa-Aktiengesellschaft“ mit 500 Stück Aktien a 50 Florin = 25.000 Florin. Sie wurde 1897 erneuert. Nachdem 1867 nur 5 Handelsleute, 44 Gewerbetreibende, sowie 5 Roß- und eine Windmühle gezählt wurden, gab es 1890 schon 11 Handelsleute und 86 Gewerbetreibende, welche bis 1907 auf 27 Handelsleute (meist Produkthändler), 88 Gewerbetreibende, sowie 3 Roß- und 2 Windmühlen stiegen.
1895 betrug die Dorfgemarkung 7118 Joch. Davon waren 268 unproduktiv. Vom Übrigen waren 6300 Joch Ackergrund und 41 Joch Gärten. Tragende Weingärten waren 81 Joch, 16 Joch lagen brach, Weide war 412 Joch, Überland 492 Joch. Die größten Grundbesitzer waren: Johann Gerber mit 258 Joch, Peter Wilhelm 120 Joch, Johann Schmidt 110 Joch und Jakob Vogel mit 100 Joch. Obstbäume gab es in der Gemeindegemarkung 5400, darunter 1618 Maulbeerbäume. An Nutztieren wurde gezählt: 1473 Rinder, 1044 Pferde, 2472 Schweine, 823 Schafe, 13659 Stück Geflügel und 275 Bienenstöcke.
1907 wurde der Gesangsverein mit 40 Mitgliedern und unter der Chorleitung von Lehrer Nikolaus Riegler gegründet. Dieser Gründung folgten 1923 die Feuerwehr, 1926 der Mädchenkranz sowie der Turn- und Sportverein und 1927 der Frauenverein.
Zum Ende des 1. Weltkrieges hatte Lenauheim 64 Kriegsopfer zu beklagen. Nachdem die Serben Ende 1918 den Ort besetzt hatten, übernahmen ihn Ende Juli 1919 die Rumänen. Nach dem Umsturz, Ende 1918, wurde die Gemeinde von den deutschen zuerst Strehlenau, später manchmal auch Lenaudorf genannt. 1920 wurde die Gemeinde nach ihrem großen Sohn „Nikolaus Lenau“ in Lenauheim umbenannt und heißt auch heute noch so. Lenauheim hatte zu diesem Zeitpunkt 2588 Einwohner, davon 2510 Deutsche, 21 Rumänen, 17 Ungarn, 40 andere. Im Jahre 1926 wurde zu Ehren des Dichters Nikolaus Lenau ein „Lenaufest“ abgehalten. Am 16.08.1931 wurde im Geburtshaus von Nikolaus Lenau erstmals ein Lenau-Museum und das Museum für Heimatkunde eingerichtet. Am 27. August 1937 fand die Fahnenweihe des „Lenau Männergesangsvereines“, unter der Leitung von Lehrer Karl Mathias statt. Zugegen waren Prominente Gäste aus dem Umland, aus Österreich sowie aus Deutschland. Das „neu“ eingerichtete Lenau-Museum wurde mit Briefen, Fotos, Besteck von Lenau sowie mit antiken Schriften erweitert und neu eingeweiht.
In die Deutsche Wehrmacht wurden 1943 aus den Jahrgängen 1908-1926 eine Zahl von 283 Männer eingezogen, davon wurden am Ende des Krieges 93 vermisst bzw. gefallen gemeldet.
Im Jahre 1944 hatte Lenauheim 2586 Einwohner, davon 2422 Deutsche, 72 Rumänen, 60 Ungarn, 24 Zigeuner (Roma/Sinti) und andere. Lenauheim hatte eine Ackerfläche von 3634 ha, 62 Traktoren, 655 Pferde, 665 Kühe, 9050 Schweine und 1588 Schafe. Also eine große wirtschaftliche Beständigkeit sowie Höchsterträge bei Mais, Weizen und Zuckerrüben waren zu verzeichnen.
Im September 1944 flüchteten 884 Personen, davon sind nach der Rückkehr im Juli 1945 eine Zahl von 182 Personen in der Fremde geblieben. In dem selben Jahr am 14. Januar wurden 141 Personen davon 82 Männer und 59 Frauen nach Russland zur Pflichtarbeit verschleppt, von ihnen verstarben fern der Heimat 10 Männerund eine Frau. Am 19. Juni 1951 ging die Ungerechtigkeit dem Deutschen Volke gegenüber weiter, mit der Deportation in die Baragan-Steppe. Aus Lenauheim betraf es 496 Personen, davon 394 Erwachsene und 102 Kinder bis zu 15 Jahren. 1956 als ihnen die Rückkehr erlaubt wurde, konnten 477 Personen ihr Heimatort wieder erreichen und 36 Landsleute fanden in der Steppe ihre letzte Ruhestätte.
Die Kollektivwirtschaft G.A.C. „Victoria“ wird am 31. Juli 1949 mit 63 Familien und 284 ha Ackerland gegründet. Die Gründung basiert auf dem veröffentlichten Ministerratsbeschluss Nr. 893/1949 im Amtsblatt Nr. 54/1949. Bei der Volkszählung im Jahre 1977 wurden 2164 Personen erfasst. Deutsche 1260, Rumänen 867 und Andere 37. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde Lenauheim belief sich 1998 auf 5462 Einwohner. Davon waren im Ort Lenauheim 68 und in der Gemeinde 184 Personen deutscher Abstammung. Es wanderten ab 1989 aus der Gemeinde Lenauheim 2280 Personen aus. In Deutschland waren die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern bevorzugte Anlaufziele der Auswanderer. In der Statistik der HeimatOrtsKartei der HOG Lenauheim (1999) sind 2346 Personen erfasst, lebend in 264 Ortschaften und 6 Staaten (USA 74, Kanada 6, Österreich 24,Frankreich 3, Rumänien 132, Deutschland 2107) erfasst. Davon sind 152 Personen Mitglieder der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V..
Dieser Tatsache, dass die Lenauheimer Ansiedler in überwiegender Masse aus Lothringen, Trier und Luxemburg stammen, steht die heutige Mundart der Lenauheimer insofern entgegen, als sie starken pfälzischen Einschlag zeigt. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sich unter den vielen Mundarten das Pfälzisch-Rheinfränkische als die angenehmste und leichtverständlichste Mundart im Lauf der Zeit durchgesetzt hat.
Auszugsweise erwähnen wir folgende über Lenauheim erschienene Literatur:
- Hans Bräuner, Heimatbuch Lenauheim/Tschatad, erschienen in Deutschland, im Jahre 1982
- Hans Wolfram und Helmfried Hockl, Die Mundart von Lenauheim, erschienen in Linz (Österreich), im Jahr 1997
- Bürgermeisteramt Lenauheim, Kleine Druckschrift über Lenauheim, erschienen in Temeschburg, im Jahr 1997
Dokumentation:
Werner und Jürgen Griebel