Friedhof

Der Friedhof von Lenauheim liegt in der Mitte des Südrandes von Lenauheim. Um genauer zu sein befindet er sich in Verlängerung der linken Seite der Kirchengasse. Er wurde erst einige Jahre nach der Ansiedlung des Ortes (1767) an diese Stelle verlegt und heißt deswegen in Lenauheim „Kerchhof“. Zur Ansiedlung des Dorfes entstand er zuerst auf dem Kirchenhof, also um die katholische Kirche in Lenauheim herum. Der Platz am Dorfrand hat eine Fläche von 4 Joch und ist Eigentum der katholischen Kirche. Deswegen hatten der Pfarrer und der Kirchenrat immer „das Sagen“ über den Gottesacker und so ist es auch noch heute. Allerdings gibt es heute keinen Kirchenrat mehr in Lenauheim.

Die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim ist seit ihrer Gründung um die Pflege des Friedhofes, durch Spendengelder, bemüht. Bis zum heutigen Tage funktioniert diese Konstellation nun aus Pfarradministrator, Heimatortsgemeinschaft Lenauheim und Pflegekraft in guter Zusammenarbeit.

Im Jahre 1838 wurde eine erste Erweiterung vorgenommen und 1856 wurde der Friedhof das zweite Mal vergrößert und mit einer Mauer aus Brennziegeln umfriedet, deren Reste noch heute den West- und Nordrand des Friedhofes bilden. An der Ostseite und am Südrand steht heute ein Maschendrahtzaun gehalten von Rohrpfosten die mit Hilfe von Spendengeldern, der in Deutschland lebenden Landsleuten, errichtet wurde.

Der Friedhof ist in Form eines Rechtecks angelegt und zieht sich von Norden nach Süden. Zugangänge zum Friedhof gibt es zwei. Es sind geschmiedete Eisentore erbaut vor 1945. Auf der Nord- und Westseite ließ Pfarrer Rudolf Radocsay durch die Maurermeister Anton Schilling, Hans Bitto und Philipp Brück die heutige Friedhofsmauer im Jahre 1937 errichten. Die Straßenseite bis zum Haupttor, entlang der Ringmauer in der Kirchengasse, hat einen Bürgersteig der mit Ziegelsteine ausgelegt ist. Entlang dieses Gehweges stehen heute Akazienbäume ebenso wie auch an der Nordmauer.

Der Hauptweg des Friedhofes in Lenauheim
Der Hauptweg des Friedhofes in Lenauheim

Das Haupttor, befindet sich etwa in der Mitte der Westseite. Durch dieses Tor kommt man auf den Hauptweg des Friedhofes, der von Blumen bepflanzten Rabatten, zwei Bänke, dem Turm mit der Ziehglocke, den Kreuzwegstationen sowie der Friedhofskapelle am anderen Ende, eingerahmt ist. Dieser Weg ist mit Pflastersteine ausgelegt die bei Regenwetter einen problemlosen Zugang gewähren. Auf zweidrittel des Weges zur Kapelle hin ist ein aus Steinen gemauertes Sockel mit einem Metallkreuz aufgestellt. An diesem Kreuz werden die Trauergendenken zu verschiedenen Anlässen gehalten und Kränze niedergelegt.

Die Kreuzwegstationen wurden im Jahre 1932 errichtet. Sie wurden von Lenauheimer gestiftet, deren Namen noch immer auf Marmortafeln eingebaut sind. Diese Kreuzwegstationen wurden des Öfteren im Auftrag des Kirchenrates und von Privatpersonen renoviert. Der Zahn der Zeit hat an ihnen genagt und sie neigten sich, der Mörtel aus den Fugen hat sich ebenfalls gelöst. Um schlimmeres zu verhindern hat der Vorstand der HOG Lenauheim, die mit Spendengeldern schon seit ihrer Gründung 1985 für die Pflege des Friedhofes sorgt, den Entschluss gefasst die Kreuzwegstationen umzubauen. Dies geschah im Jahre 2012. Für den Umbau wurden wieder Stifter gefunden, deren Name auch auf den Stationen verewigt wird.

Der Lenauheimer Friedhof hat seit August 2010 einen Wasseranschluss. Für Jedermann stehen zwei Wasserhähne gleichzeitig zur Verfügung, um das kostbare Nass für Blumengießen, Kreuzsteine reinigen oder andere Notwendigkeiten, abzufüllen. Die Wasserstelle befindet sich in unmittelbarer Nähe zu dem Grabe der Schwester Lenau`s und ist leicht zugänglich für den katholischen sowie für den orthodoxen Friedhof. Der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim ist es gemeinsam mit dem Bürgermeisteramt gelungen den Anschluss an das Ortsnetz herzustellen. Das bereitgestellte Wasser entspricht den aktuellen Normen und somit besteht auch keine Gefahr einer Infektion.

Die bereits erwähnte Friedhofskapelle wurde im Jahre 1956 im Auftrag von Kaufmann Philipp Mumper erbaut. Sie wird auch heute noch als solche genutzt. Das Dach wurde neu eingedeckt und die Wölbung an der Decke im Innenbereich sowie die Fensterscheiben wurden im Jahre 2013 im Auftrag der HOG Lenauheim in Stand gesetzt. Somit ist das Gebäude wieder vor Rege geschützt.

Der Turm für die Ziehglocke wurde in den 1990 Jahren von Anton Maier, aus Profileisen neu gebaut. nachdem die alte Ziehglocke den Metalldieben zu Opfer gefallen ist, hat die HOG eine neue Glocke mit finanzieller Hilfe eines Zahnarztes aus Iffeldorf, Herrn Otto Hausmann, angeschafft. Sie wird derzeit nur zu bestimmten Anlässen in den Turm eingehängt und gezogen. Die Bänke wurden auch von Lenauheimer gespendet und von Maurermeister Andreas Grogloth mit seiner Maurermannschaft eingebaut. Sie haben in den 1970 – 1980 Jahren so manche Reparatur an der Friedhofsanlage durchgeführt.

Der Friedhof ist so angelegt, dass die Grabreihen rechts und links des Hauptweges fast parallel in Nord-Süd Richtung verlaufen. Ein großer Teil der Grabstätten sind ab Beginn der Aussiedlung der Deutschen aus Lenauheim zugelegt worden. Diese Vorgehensweise nahm nach dem Jahre 1990 noch mehr zu, da immer weniger Leute vor Ort lebten und sich um die Grabpflege kümmern konnten. Auf dem Friedhof befinden sich vier Familiengrüfte. Zwei derer befinden sich an der westlichen Friedhofsmauer. Eine in der ersten Hälfte und eine in der zweiten Hälfte. Die zwei weiteren befinden sich am Ostrand des Katholischen Friedhofes, in der ersten Hälfte.

Auf dem Lenauheimer Friedhof ruhen mehrere über den Ort hinaus bekannte Persönlichkeiten. Sie wurden zum Teil in Lenauheim geboren und/oder wirkten für das Wohl der Gemeinschaft in diesem Ort.

  • Magdalena von Niembsch, die Schwester Lenau’s, geboren am 28.08.1799 in Neupetsch/Peciu Nou und gestorben am 11.12.1802 in Csatad/Lenauheim, im heutigen Museum, nach einigen Monaten Gehirnerkrankung. Sie wurde vom Priester Josef Gruber, der Pfarrer von Csatad/Lenauheim in den Jahren 1797-1814 war, beerdigt.
  • Bartholomäus Wymietal war in den Jahren 1818-1825 “Rentmeister” im heutigen Museum. Damals war es eine Art Finanzamt für die ganze Region. Er und seine Frau sind auf dem Lenauheimer Friedhof beerdigt.

Soweit uns bekannt befinden sich auf dem Friedhof von Lenauheim vier Gräber von Priestern:

  • Josef Brassay, geboren im Jahre 1801 in Ketschkemet, in Csatad seelsorgerisch tätig 1836-1883, er wurde 82 Jahre alt. In der Revolutionszeit von 1848 – 1849 wurde er vom 01.10.1849-18.01.1850, eingesperrt, da er auf der Seite der Revolutionäre stand.
  • Moritz Kassowitz-Arvay, geboren im Jahre 1828 in Nagykövesd und war von 1885 bis zu seinem Tod im Jahre 1892 Pfarrer von Csatad.
  • Erzdechant Eduard Eisele, geboren im Jahre 1845 in Arad, kam im Jahre 1892 nach Csatad wo er seelsorgerisch bis zu seinem Ableben am 02.09.1920 tätig war.
  • Desiderius Jarosy, ein Lenauheimer Kind, geboren 1882 in Csatad/Lenauheim, studierte Theologie und Musik, Domkapellmeister in Temeswar. Járosy starb in einem Sanatorium in Erlau am 14. September 1932 und wurde auf dem Lenauheimer Friedhof beerdigt.

Diese weiteren Personen prägten ebenfalls das Bild von Lenauheim mit:

  • Julius von Bierbaum, langjähriger Apotheker des Ortes sowie passionierter Fotograf (1885-1937). Er starb im Alter von 85 Jahren und wurde in der Familiengruft an der Nordmauer des Friedhofes beigesetzt.
  • Karl Mathias (1910-1969) geboren in Franzdorf im Verwaltungskreis Karansebesch. Er war Lehrer und Direktorlehrer an der Lenauheimer Schule, trug somit zur Erziehung von einigen Generationen bei. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf der linken Seite, unmittelbar, neben dem Hauptweg.
  • Constantin Pascau, ein gebürtiger Moldauer. Kam als junger Lehrer nach Lenauheim, studierte im Fernstudium und begleitete lange Jahre das Amt des Direktors an der hiesigen Schule. Für seine Verdienste wurde er zum „Ehrenbürger von Lenauheim“ im Jahre 2003 ernannt. Kurz vor seinem Tod brachte er noch sein Lebenswerk, eine Monographie über Lenauheim in rumänischer Sprache heraus. Seine letzte Ruhe fand er, im Jahre 2005, auf dem Nord-Ostteil des Friedhofes, der Bereich in dem die orthodoxen Gläubigen beerdigt werden.
  • August Andreas Griebel geboren am 31. Juli 1928 in Lenauheim. Er war ein überzeugter Landwirt. Sein Berufsleben entfaltete er in verschiedenen Führungspositionen bei der Landwirtschaftlichen Staatswirtschaft Grabatz, vom Anfang bis zum Ende ihrer Existenz. Nach der Pensionierung nahm er das Amt des Vorsitzenden des Kirchenrates an. Er sollte es 12 Jahre bis zu seinem Tod, am 10.05.2003, begleiten. In dieser Zeit war er der Vertrauensmann der HOG in Lenauheim, kümmerte sich um die Verwaltung des Friedhofes und der Kirche. Im Jahre 1997 wurde er zum „Ehrenbürger von Lenauheim“ für seine besonderen Leistungen für Lenauheim und für die intensive Zusammenarbeit, in Bezug auf die Einführung der Wasserversorgungsanlage im Ort Lenauheim, gewürdigt. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf der linken Seite vom Hauptweg, in der fünften Reihe.

Diese Gräber dienen zur Erinnerung:

  • Der Soldatenfriedhof befindet sich am Südwestrand des Friedhofes. Hier sind Soldaten der Deutschen Armee aus dem 2. Weltkrieg beerdigt.
  • Grab der Gefallenen in der Revolutionszeit 1848/1849. Roter Stein in Form eines Kreuzes, beschriftet in ungarischer Sprache. Er steht vom Haupttor aus gesehen, rechter Hand des Hauptweges, dritte Reihe, zweites Grab.

Am Ende der Friedhofsmauer, Ecke Südwest, steht die Totenwagenremise. Hier fanden der Totenwagen und die nötigen Werkzeuge, die zu einer Beerdigung gebraucht wurden, Unterkunft. Die Remise wurde im Laufe der Jahre des Öfteren renoviert und bietet auch heute noch Unterstellmöglichkeit für den Totenwagen. Der Wagen wird immer weniger genutzt, bedingt durch die neuen Bestattungsunternehmen in der Gegend.

Die Nordostseite wird seit der Zuwanderung der Rumänen bis zur Hälfte als orthodoxer Friedhof genutzt. Im Laufe der Jahre wurde und wird dieser Teil des Friedhofes immer größer. Der südöstliche Teil wird nach wie vor als Garten genutzt. Vor 1990 wurde dieses Stück Ackerland vom Pfarrer an die Kirchenchormitglieder und sonstige aktive Personen der Kirche aufgeteilt. Danach wurde es dem Friedhofspfleger als Zusatzentlohnung zur monatlichen Vergütung seitens der HOG Lenauheim gewährt.

Eine Dokumentation des Lenauheimer Friedhofes hat die private rumänsiche Aktionsgruppe „Cimitre din Banat“ vorgenommen. Die zugehörige Fotodokumentation befindet sich auf der facebook-Seite des Vereins.

Anfang Juni 2020 entstanden Luftaufnahmen die erstmals einen Blick von oben auf den Friedhof bieten. Dadurch lässt sich ein guter Eindruck auf die immer wieder durchgeführten Arbeiten gewinnen und ganz nebenbei erhält man einen noch nie dagewesenen Blick auf den Gottesacker und das direkte Umfeld: Foto-Galerie – Sonstiges – Luftaufnahmen Friedhof