Kirche zur Heiligen Theresa von Ávila
Es wäre vielleicht ein zu leichtfertiges Unterfangen, wollte man die Lenauheimer Kirche ohne weiteres einem einheitlichen, reinen Baustil zuordnen. Dennoch aber lassen sich gewisse barock Elemente oder auch ganze Strukturen an dem im Jahre 1778 aufgezogenen Gotteshaus erkennen, die ihm solcherart eine ganz bestimmte Note verleihen und diesen einzigartigen Bau von den anderen Dorfkirchen der Banater Heide unterscheiden. Das geht schon bei einer ersten Durchsicht des „Plan Vorstellend die zu Csatád neuerbaute Pfarrkirche“ (1777) und vor allem durch die eingehende Beachtung des eigentlichen Außen- und insbesondere des Innenbaues samt Einrichtung hervor.
Die weitere Beschreibung des Kirchenbaus kann auch angehört werden. Der Archivar der Temeswarer Diözese Claudiu Calin erzählt diese:
Dem interessierten Betrachter sakraler Bauten fällt vorerst mal die zentrale Lage der Kirche auf, wodurch sie sich kaum von jeder anderer Ortschaften unterscheidet, weil doch schon von aller Anfang an (bei der Ansiedlung oder bald danach), die Kirche in die Dorfmitte der schachbrettartigen Anlage des Ortes platziert wurde. So gesehen, kommt sie an die eine Flächenecke, des durch die Überkreuzung der in Ostwestrichtung verlaufenden Hauptgasse mit den perpendikulär sich überschneidenden Wirts- und Kirchengasse des gevierten Baugrundes zu stehen. An die anderen Ecken der mit Häuser, dem Marktplatz und der kleinen Parkanlage mit dem Lenau-Denkmal umgrenzten Vierung der Dorfmitte sind Pfarr-, Wirts- und Gemeindehaus gestellt. Demzufolge erstreckt sich die Kirche in nord-südlicher Richtung, wobei die Stirnfassade mit dem Turm nach Norden sieht. An dieser Seite hat unsere Kirche eine Breite die rund 14 Meter beträgt, während ihre Höhe bis zur Turmspitze auf 28 Meter emporstrebt. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 32 Meter.
Wollte man den Außenbau der Kirche vorerst die entsprechende Aufmerksamkeit schenken, so müsste die Giebelseite in erster Reihe Berücksichtigung finden. Sie hat weit größere Beachtung von Seiten des Bauherrn, als die großen Wandflächen am eigentlichen Hause gefunden, ist doch auch an dieser Stelle das so typische Turmdach aufgebaut. Von der Architektur her gesehen lassen sich gerade hier barocke Elemente erkennen, die zwar weniger Bewegungsspiel durch Raumstruktur und bauplastischen Schmuck (denn unsere Dorfkirchen der Ansiedlungszeit sind im Allgemeinen bescheidener ausgestattet) aufweisen, als eben die großen Vorbilder barocker Kunst. Dennoch aber wird durch Gesimse, leichte Bauvorsprünge, -Anordnungen und – Rundungen bzw. durch den formverfeinernden Mörtelverputz eine Flächenauflockerung und – Bereicherung erzielt, die über die starre Eintönigkeit hinweghilft und der bescheidenen Fassade eine charakteristische Dynamik verleiht. So wird das Giebeldreieck auf einen Querbalken, gestellt, den seinerseits Vierkantige Pilaster tragen, deren Basen, Schafte und Kapitellen jedoch recht einfach gehalten sind. Die anderen wandgliedernden Formen bauen sich in oder um dieses Mittelstück der Stirnfassade auf. Dabei wird man unwillkürlich von dem medaillonartigen Rundfenster mit dem einfachen Profil angesprochen, das genau in der senkrechten Frontmittellinie über dem schweren rechteckigen Doppelportal zu liegen kommt. Etwas ungewöhnlich wirkt das in dem Giebeldreieck eingeschnittene Queroval (Loch), das eigentlich im Bauplan der Kirche nicht zu erkennen und anscheinend dem eigenwilligen Zutun des Baumeisters zuzuschreiben ist. An der Seite gewinnt die Architektur der Fassadenfront an Raumdynamik durch die beiden steinernen Vasenkörper (im Bauplan nicht vorgesehen) die über dem kurzen Randlisenen, des vor der Turmbasis hochgezogenen und wie ab geköpften Vorhangbogens aufgesetzt sind.
Der überaus massive Kirchenturm integriert in harmonischer Weise mit dem gesamten Bau der Kirche. Nichtsdestoweniger muss darauf hingewiesen werden, dass die Glockenstube mit ihren Bogenfenstern (4) und den an den Kanten hochgezogenen lisenen- oder pilastartigen Profilen mit den Planeintragungen auf das Genaueste übereinstimmen. Was aber an unserer Kirche eine merklich andere Gestaltung als auf dem Bauplan erfahren hat, ist das Turmdach. Meines Erachtens nicht gerade zum Nachteil der allgemeinen Architektur, obzwar die weitausholenden Rundungen und leichtgeschweiften Bogen am Helmdach, den gesamten Oberbau kräftiger erscheinen lassen. Dadurch wird ein harmonischer Ausgleich zwischen der fülligen Raumgestaltung des Turmes und dem voluminösen Kirchenhaus erreicht, während durch die Aufstückelung des Turmdaches, laut Planzeichnung, eine weit größere Auflockerung und Dynamisierung verwirklicht worden waren, weil ja daselbst der stark verjüngte Oberteil des Helmes durch das eingelegte breitere Zwischen- oder Mittelstück vom stark geschweiften Unterteil der Dachhaut, weiter in die Höhe gestreckt wird. Allerdings ließe sich solcherart, durch diese schwingende Kurvenordnung, eine erregendere Bewegung in den Bau verpflanzen, was natürlich der Baukunst des Spätbarocks mehr entsprechen würde.
Um nochmals auf die Frontfassade der Kirche zurückzukommen, sei auf die beiderseitigen Wandrundungen (Mauerwülstungen) der Randteile hingewiesen, die wie mächtig dicke Säulenstützen unter dem Vorderteil des Satteldaches am Kirchenhaus zu stehen kommen. Die Massigkeit der Mauerwülstungen wird noch mehr durch die fünfzehn horizontal und parallel verlaufende Kannelierungen, vom niederen Sockel bis zum Dachgesims, hervorgehoben. Übrigens laufen diese Streifenprofile als Mörtelverputz um die ganze Wandung des Kirchenhauses mit dem konvex vorspringenden anderen Ende, (hier ist eine Sonnenuhr angebracht deren Stab auch heute noch die Stunden zeigt, die dem Mitteleuropäischen Zeitspindel entspricht), herum, ohne die Höhenarchitektur im Wesentlichen zu benachteiligen, weil doch die eingelegten Bogenfenster und Ovale (zwar nur wenige an der Zahl) die Gleichförmigkeit sprengen und die aufgetragenen Pilaster bzw. die leicht vorgerückten Mauerteile (entsprechend den Seitenaltären) den Baukörper (das Kirchenhaus) nach oben strecken.
Im Grundriss weist unsere Kirche eine überaus langgestreckte rechteckige Umfassung auf, die sich durch die konkave Ausbuchtung der Apsis und den nach innen projektierten Rundungen am Eingang zu einem Seitenverengten Oval gestaltet. Überhaupt stellt der Innenbau ein Saalartiges Langhaus dar, dessen Grundriss zwar noch die Ansatzstellen der Querarme eines griechischen Kreuzes andeuten, doch den allgemeinen Bautendenzen des Barocks entsprechend, diese stark verkürzen oder mit dem Mittelschiff (bzw. Zentralbau, wo es einen solchen gibt) verschmelzen lässt. Interessanterweise kann man am Grundriss der Kirche die von der barocken Baukunst und insbesondre die vom deutschen Barock und Spätbarock (Rokoko), mit Vorzug verwendeten elliptischen Räume und Elemente ausmachen. Obzwar schon die gesamte Fläche der Planzeichnung durch genaue Abmessungen in quadratische Formen aufgeteilt wird, kommen gerade die vordem erwähnten barocken Elemente der Ellipsen- und Kreisrundungen bei der Gestaltung der Innenwände in mannigfaltiger Weise zum Ausdruck. So lassen sich z.B. am Grundriss der Eingangshalle, in die Rundungen der Wandecken (beiderseits des in der Mitte gelegenen Quadrats) zwei gleichförmige Ellipsen einschreiben. Ja selbst der zum Orgelbalkon hinführende wendelartige Treppenaufgang lässt sich genau in die äußere Hälfte der einen Ellipse projizieren (siehe Planzeichnung). In ähnlicher Weise lassen sich am Grundriss noch weitere elliptische und kreisförmige Bogenteile ausmachen, u.zw. entlang des Mittelschiffes, an den Seitenaltären und dem Chor. So ist denn auch anstelle des gleichnamigen griechischen Kreuzes, durch die starke Verlängerung der Längsachse und das breiter gewordene Mittelschiff, ein Einheitsraum entstanden, dessen aufgelockerte Dynamik durch eine elliptische bzw. kreisförmige (wenn auch nur angedeutete) Linienführung aus kunstvoll angeordneten und mathematisch errechneten Kurvenordnung bestimmt wird. Im inneren Raum fehlen zwar Säulen und Pfeiler, wenn wir von den beiden am unteren Ende des Mittelschiffes stehenden massigen Stützen absehen, die im weiteren Sinne barocke Rundungen und Ellipsen gestalten hätten. Aber selbst diese (die Stützen) sind in der Grundrissprojektion als Teilstücke einer umschriebener Ellipse zu erkennen.
Ähnlich wie der Außenbau des Langhauses, weist auch der Innenbau große Wandflächen auf, die aber weit mehr gegliedert sind. Demnach werden die Wände von den aufstrebenden Pilaster und Lisenen aufgelockert, die durch kantengestufte Vorsprünge und muldenartige Vertiefungen zur allgemeinen Bewegung dem Innenraum verhelfen. So gesehen, passen sich auch die etlichen Nischen mit den auf Pilastern ruhenden Bogenwölbungen in die einheitliche Harmonie der anmutigen Raumstruktur unverkennbar ein.
In seiner ursprünglichen Form wurde der Innenraum durch eine Bogendecke abgeschlossen. Diese musste schon bald (1784) wegen des übergroßen seitwärts wirkenden Schubs der Gewölbekräfte abgetragen werden. Anstelle der Ziegelsteinernen wurde sodann eine hölzerne Bogendecke aufgezogen. Leider erwies sich auch diese Deckenkonstruktion als unzureichend stabil und einsturzgefährdet, so dass das architektonisch wertvolle Tonnengewölbe schließlich ganz abgetragen und durch eine Flachdecke ersetzt werden musste (1823), weil die tragenden Joche der einzelnen Wandabschnitte dieser Beanspruchung durch das Gewölbe nicht gewachsen waren. So ist denn auch die Wölbung über dem Chor verschwunden, dessen Grate sich in diagonaler Überkreuzung (Klostergewölbe) zu immer engeren Bogen spannten, weil die tragenden Stützen in der konkaven Aushöhlung der Apsis immer enger zusammenrücken und diesem halben Kuppelraume (Rundraum), solcherart, eine überaus große Auflockerung und Dynamik verleihen konnten.
Obzwar der saubere Innenraum weder Fresken noch Sacomalarbeiten, sondern bloß glatte Farbanstriche mit kleinen Verzierungen an den großen Mauerflächen hat, ist die Wandornamentik recht gut hervor gestrichen (profiliert) und plastisch aufgebaut (Pilaster, Lisene, Konsolen, Friese, Dreieckgiebel u.a.). Allerdings findet sich über dem Mittelschiff eine im Querformat ausgeführte Deckenmalerei, die von vielen kleineren und größeren Sternchen auf mattblauen Hintergrund erweitert wird.
Die einfachen Rundfenstern würden sich sehr gut mit in Bleiruten eingefassten verschiedenartigen Glasstücken ausnehmen, doch fehlt diese wenn auch nur schlichte Zierde der Glasmalerei an unserer Kirche. Dennoch aber ergibt sich an Sonnenhellen Tagen ein interessantes Lichtspiel im hohen Raume der Apsis, das durch die schräg einfallenden Sonnenstrahlen bedingt wird und den Hauptaltar, die Kanzel und das gesamte Kircheninterieur des vorderen Mittelschiffes erleuchten lässt. Im Kirchenhaus sind drei Altäre aufgestellt, die in ihrem architektonischen Aufbau im Wesentlichen übereinstimmen und solcherart sich auch in die Innenarchitektur des Raumes harmonisch eingliedern. Überhaupt verleihen diese sakralen Einrichtungen dem Kircheninterieure ein betont barockes Gepräge. Das kann sowohl vom Hauptaltar wie auch den beiden Nebenaltären ohne Einschränkung behauptet werden, da deren typisches Barock durch die charakteristische Formensprache verschiedene Schmuckelemente zum Ausdruck kommt.
Der Hauptaltar ist im Halbkreis vor der konkaven Raumgestaltung der Apsis aufgestellt und bildet durch diese Anordnung mit deren steilen Innenwand, auf engem Abstand, den sogenannten Umgang. Er ragt bis an die hohe Kirchendecke empor und ist aus mehreren hölzernen Teilen zusammengebaut.
Über dem sarkophagartigen Kirchentisch (lat. mensa), der immer von einem schönbestickten oder bemalten Seidentuch („Altartuch“) geziert wird, baut sich das Altarretabel, die Altarrückwand auf. Sie wird von einem Sockel getragen, das die Breite der Mensa erreicht und mit dieser zu einem festen, unbeweglichen Ganzen verbunden ist. Die erwähnte Altarpartie, eine Art Predela, wölbt sich in der Mitte leicht hervor und weist daselbst eine Nische mit drehbarem Schrein für die sakralen Geräte auf. Davor stehen seit eh und je sechs hölzerne Kerzenhalter, liturgische Tafeln (Paxtafel) und Geräte.
Das für den Hauptaltar kennzeichnendste Schmuckelement, ist das Altargemälde, das sogenannte Altarblatt. Es ist mit dem Retabel verbunden und gliedert sich in den gesamten Altaraufbau ein. Mächtig und bedeutungsvoll hebt es sich aus der Gesamtheit dieser schönen Architektur hervor. Es stellt die Schutzpatronin der Kirche, auf einem hochgestellten Bild mit bogenförmiger Abrundung, die heilige Theresa dar, deren Gestalt sich über das gesamte Mittelfeld ausbreitet und in den Vordergrund schiebt. Sie trägt die verklärten Züge einer schönen Frau, mit ebenmäßigem Gesicht. Der lange, faltenreiche Kleiderbehang ist in dunklen Farbnuancen, meist in Siena gehalten und wird vom Weiß des übergeworfenen Tuchumhangs aufgelockert und kontrastiert. Um den zentralen Teil der Komposition wickelt (windet) sich ein Wolkenkranz, aus dessen dichten Gefüge der helle Himmel hervorbricht, während aus dem flaumigem Grau kindliche Gestalten als Englein oder beflügelte Amoretten auftauchen und der Heiligen mit dem Reifenschein huldigen. Ganz oben im Bild ist die Trinität: Gott-Vater; Christus mit dem Kreuz und der Heilige Geist als schwebende Taube dargestellt.
Das in seinen Ausmaßen (325 x 200 cm) ansehnliche Gemälde ist das Werk eines Wiener Malers (laut älterer Literatur) und soll ein Geschenk der Kaiserin Maria Theresia sein. Dennoch lassen andere Faktoren weitere Annahmen zu, weil doch vor die Signatur (des Malers) Kimmel (l.u. mit heller Zinnoberfarbe ausgeführt) die Jahreszahl 1850 geschrieben steht und andersartige Schlüsse für möglich scheinen lassen. Anderseits aber heißt es, und das sei noch hinzu erwähnt, dass das Altarblatt einstmals übermalt worden sei, was demzufolge Schwierigkeiten bereitet bei der anzustellenden Datierung. Abgeschlossen wird die Ädikula nach oben von einem baldachinartigen Vorsprung mit Zipfel- und Quastenimitationen auf dessen bodenförmigen Rande sich ein alles beherrschendes Kruzifix (Altarkreuz) aufbaut, während unter diesem dachartigen Abschluss ein von einem quirlförmig ineinandergreifenden breiten Rosenblütenornament umschlossenes Herz (Jesus) symbolisch mit zu Bündelchen geordneten Goldstäbchen nach allen Seiten hin ausstrahlt. Ein ganz oben angebrachtes silberweißes Schild mit reichlicher Verzierung trägt in römischen Ziffern (erste Reihe: M, zweite Reihe: DC CL,; dritte Reihe: XXXIII) eingearbeitet (goldgelb) die Jahreszahl 1783.
Zu beiden Seiten des Altarretabels sind je zwei Säulen auf doppelhohen quaderförmigen Postamenten aufgebaut. Zwischen den weißen, wie aus Stuckmarmor gefertigten glattgeschliffenen Säulenschäften sind auf schmalen Brückenstegen, einer und auch andrerseits, nahezu anderthalb Meter hohe Statue Jesus und Marias aufgestellt. Das obere Gebälk der Seitenteile des Altars wird von den Säulenkapitellen getragen. Ihre korinthischen Voluten sind aus einem in Goldfarben gehaltenen Akanthus-Blattkranz versehen und schließen mit reichen schnörkeln an der ausgeformten Deckplatte (Abakus) an. Ihren Abschluss findet diese monumentale Architektur mit einem konsolenartigen Vorsprung (der mit den vorspringenden Stützkörpern der Kircheninnenwand harmoniert) bzw. einem Fries mit umlaufenden Reliefgebilden, auf dessen freien Enden laternenartige Zierstücke mit reichhaltigem Schnörkelwerk aufgestellt sind. Überhaupt ist das schöne und beeindruckende Barock-Holzwerk des Hauptaltars mit zahlreichen Schmuck- und Zierstücken versehen, die an Säulenschäften und Flächen haften oder auf Kanten und Enden geometrischer Körper aufgebaut sind. Die meisten Verzierungen sind weniger als wuchtiger Prunk gestaltet, sondern lassen viel mehr ein Spiel der Formen erkennen in dem Blätter (Akanthus u.a.), Roccaillen (muschelohr- und knorpelförmiges Ornament aus der Endphase des Barocks), Blumen, Ranken und dergleichen als umstilisierte Tier- und Pflanzenornamente zum Ausdruck kommen. So gesehen ist dieses Altarwerk, in seinem Phantasievollen architektonischen Aufbau mit der kunstvollen Ornamentik, der tektonischen Gliederung und den schmückenden Beigaben am Baukörper, eine Ausdrucksform des Barocks in dem eine religiös-seelische Vertiefung der Kunst zu verspüren und eine handwerkliche Gewissenhaftigkeit zu erkennen ist. Nicht anders ist es um die beiden Seitenaltäre, den Marien- (zur Linken) und Antoniusaltar (zur Rechten) bestellt, die in Stil und Aufbau ganz und gar dem Hauptaltar zuzuordnen sind, bloß dass die gebälkartige Tektonik zu beiden Seiten des Altarretabels von nur je einem Säulenaufbau getragen wird, während je ein Pilastergebilde zu beiden Seiten des Altarblattes (180X90 cm) mit einem darüber gestellten Heiligenbild im Oval des oberen Retabels angebracht, das zweite Säulengebilde ersetzt. Als weitere Besonderheit sei erwähnt, dass in der linken unteren Ecke des Altarbildes (Maria und das Jesuskind, beflügelte Amoretten mit der Königinnenkrone und ein huldigendes Englein mit dem Blütenzweig) das Rentamtsgebäude (1777 erbaut) zu erkennen ist. Somit ergibt sich wieder die Vermutung, ob denn nicht doch die Kircheneinrichtung eigens und neu, in Anlehnung an die tektonische Gliederung des Kircheninterieurs vornehmlich der Wanddekoration entsprechend, gestaltet worden ist und dass die von einem Jesuitenkloster herstammenden Spenden auf etliche Teilstücke (Altarblätter etc.) und liturgische Geräte (Ziborium etc.) beziehen könnten. Nicht desto weniger könnte aber auch die Wand Ornamentik des Kircheninterieurs nach bereits vorhandenem (Altäre etc.) gestaltet worden sein, weil doch der obere Retabelteil mit seinen Zierstücken (Laternenkörper mit Verschnörkelung) so ohne weiteres und plangerecht in das schwere Giebeldreieck der breitangelegten Wandnische hineinpasst.
Mit barockem Machwerk ist auch die am linken vorderen Mauerteil (Stützpfeiler) des Kirchenhauses angebrachte Kanzel versehen, die von der Sakristei her zu erreichen ist. Ihre Brüstung (Kanzel) ist leicht ornamentiert, während der kurze Kanzelfuß mit dem Pfeiler an der Ostwand verwächst. Ähnlich ist es auch um das Taufbecken und die anderen Einrichtungen bestellt die sich mit ihrem zierenden Schmucke in das Gesamtbild des Kircheninneren einbauen.
Eine barocke Ausstattung zeigt auch die Schauseite der Orgel, das Orgelprospekt. Einige Pfeifen sind genau vor dem Orgeltisch in die leicht nach vorn wölbende Brüstung des Balkons eingelegt, während die anderen Pfeifen dahinter aufgebaut und vom Mittelschiff der Kirche her gut zu übersehen sind.
Eine Darstellung der Orgel findet sich auf der Internetseite „Musikverlag EDITION MUSIK SÜDOST“ (http://www.edition-musik-suedost.de/html/lenauheim.html):
Die Orgel der katholischen Pfarrkirche in Lenauheim war ursprünglich ein hinterspieliges Instrument und bestand aus einem Manual und Pedal. Wälter aus Temeswar erweiterte dieses Instrument und baute das II. Manual und den neuen Spieltisch. Den Aussagen des Temeswarer Domkapellmeisters Desiderius Járosys nach, sollen Altäre und Orgel aus einer österreichischen Klosterkirche stammen. Auf dem Hauptaltar kann man die Jahreszahl „1783“ lesen. Die Orgel hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur, die Manuale haben eine kurze Oktave. Die Orgel war ursprünglich grün angestrichen mit vergoldeten Ornamenten. Das Hauptwerk kann zum Pedal gekoppelt werden.
Ein verkleinertes Abbild der mutmaßlichen Grabstätte Christi, findet als „Heiliges Grab“ seine Aufstellung in einer Nischenwölbung, gleich links beim Eingang in die Kirche. So gesehen integrieren alle Teile und Elemente des Kircheninterieurs zu einem einheitlichen Ganzen, das sich im Wesentlichen wie im Besonderen als sakrales Bauwerk der barocken Kunst im inneren der Kirche wiederspiegelt.
Dokumentation: aus dem Nachlass von Karl Hans Gross
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