Ein Artikel aus der rumänischen Zeitung „Evenimentul Zilei“ vom 30. September 2006 im Gespräch mit der Lenauheimerin Theresia von Nicoleta Chiru.
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In dem alten schwäbischen Dorf, wo die Deutschen fast verschwunden sind, blieben an ihrer Stelle 51 Trachtenpuppenpaare, gestaltet nach ihrem Abbild und Ähnlichkeiten.
Lenauheim war einst eines der größten Schwabendörfer des Banats. Heute aber zählt die Gemeinde nur noch einige Familien die sich den Schwaben entziehen und welche es ablehnten nach Deutschland wegzugehen. Heute lebt Lenauheim mehr aus Erinnerungen. Erinnerungen an die Schwaben die in dieser Gegend waren und Erinnerungen an den Dichter Nikolaus Lenau der hier geboren wurde.
Wenn du in das Dorf kommst so überrascht dich die Ruhe. Mit Mühe bekommt man einen Menschen zur Sicht, bewegt man sich von einer Stelle zur anderen um nachzufragen wohin man den Weg einschlagen muss, um das Lenau gewidmete Museum zu finden.
Terezia Bolojan, die Einsamkeit des letzten Schwaben
Terezia Bolojan habe ich bei ihr zuhause getroffen. Habe im ganzen Dorf nachgefragt wo noch Deutsche sind, diese Frau hat uns mit Liebe empfangen und sich gefreut Jemandem etwas aus der Jugendzeit zu erzählen. Die Greisin ist achtzig Jahre alt und hat eine Schublade voll mit Erinnerungen – ältere und neuere Fotos. Durch die Bilder will sie uns die erlebte Zeiten schildern.
„Hier waren nur Deutsche, der Bahnhofvorsteher, der Notar, der Postbote. Ich hatte einen Rumänen als Mann, aber in unserem Hause wurde nur Deutsch gesprochen“, erzählt die Frau. Die am meisten erwarteten und schönsten Augenblicke waren die Kirchweih Tage, das Fest der Kirche. „Zum 15. Oktober der Festtag der Heiligen Theresia war die Kirche voll besetzt. Die Jugend kleidete sich in schwäbische Trachtenkleider, aber jetzt pflegt man das nicht mehr“ sagt sie.
Für ein Mädchen, war es nicht einfach sich selbst anzuziehen. Über die gestickte Bluse kam das seidene dreieckige Halstuch das auf eine bestimmte Art und Weise gebunden wurde.
„Die Röcke kamen auf Stöcke um sie in Falten zu legen, ich habe den Mädchen geholfen das Tuch aufzubinden, es musste sehr schön anliegen“, sagt die Frau. Jetzt wird die Greisin nur ab und zu gerufen um zu helfen ein Mädchen anzukleiden, sie kleidet noch Puppen nach altem Brauch, das war es dann auch. Ansonsten ist sie allein.
„Ich hatte zwei Schwestern und einen Bruder: sie sind im Kindesalter verstorben. Mein Ehemann wollte nicht dass wir rüber (Deutschland) gehen. Er ist seit langem verstorben. Cousinen habe ich etwa zwölf, aber von denen schreibt keiner, kommt keiner, ich bin allein geblieben“, sagt mit Traurigkeit Terezia Bolojan.
Puppensammlung, Banater Schwaben
Es ist unmöglich Lenauheim zu besuchen und den Dichter Nikolaus Lenau nicht zu erwähnen, der Ort hat ja den Namen des Dichters, vor 80 Jahren, übernommen. Ursprünglich hieß der Ort Csatad, nach dem ersten Eigentümer dieses Gebietes. Lenau wurde in einem stattlichen Haus geboren das zu einem Museum der Banater Schwaben umgewandelt wurde.
Außer Bilder und einigen Gegenständen die ihm gehörten beherbergt das Haus auch eine Sammlung. Nicht weniger als 51 Trachtenpuppenpaare, angekleidet in Schwäbisch Banater Trachten stehen in Reih und Glied, vorbereitet zur Kirchweih.
„Damals als sie angefertigt wurden, berieten sich in jedem schwäbischen Ort aus dem Kreis Temesch die älteren Menschen, wobei die Frauen die Kleider nähten, die Friseurinnen haben den Haarschmuck zurechtgemacht und die Schustern haben das passende Schuhzeug angefertigt, sagt die Museumsaufseherin Elfriede Hockl.
Die Jahre sind auch an ihnen nicht schadlos vorbeigegangen, sie bräuchten auch einige kleine Nachbesserungen und Wiederherstellungen damit sie wieder in alter Schönheit und Glanz dastehen würden.
Der größte Feiertag der Banater Schwaben
Die Schwaben aus jedem Ort hatten ihre eigene Tracht, wobei die Farben und Mustern verschieden waren. Die Kirchweihvorbereitungen begannen einige Wochen vorher. Unter den teilnehmenden Jugendlichen wurde ein Vortänzerpaar ausgewählt.
Das Mädchen war verantwortlich für das schöne schmücken des Kirchweihstraußes den sie beim Gang des Kirchweihzuges zur Kirche in der Hand trug. Der Hut des Partners wurde in gleicher Art wie der Strauß geschmückt. Zum Schluss der Festtage wurde der Kirchweihstrauß, geschmückt mit bunten Bänder und Papierblumen, versteigert. Das ersteigerte Geld wurde im nächsten Jahr zur Organisation des Festes genutzt.
Das Gelingen lag auch bei den Hausfrauen, die zu dieser Gelegenheit die schmackhaftesten Mehlspeisen vorbereiteten. Die Männer besorgten die Getränke wobei Tanz und Musik bis in das Morgengrauen hinein reichte.