Man erinnert sich an uns!

Immer öfter findet man in den rumänischen Medien, sei es in geschriebener Form, im Fernsehen oder im Hörfunk, Berichte über die deutsche Bevölkerung, die einst im Banat lebte.

Diese Erinnerungen oder aktuelle Berichte werden von Personen die noch Vieles von vor 1989 in sich „ruhen“ haben oder von jungen Menschen die es einfach interessiert berichtet. Wer waren diese Menschen, die maßgeblich am Aufbau des Banats beteiligt waren? Nachfolgend möchten wir ihnen einen übersetzten Zeitungsartikel bereitstellen:

Zeitung „ZIUA“ Nr. 3837, Mittwoch den 24. Januar 2007

Ein Tag in den 80er Jahre in Lenauheim

Das Lenauheimer Rathaus mit den Lenau-Denkmal
Das Lenauheimer Rathaus mit den Lenau-Denkmal

Anfang der 60er Jahre, nachdem Tudor Arghezi, als Dichter und Publizist „zurückgeholt“ wurde, hat man ihn eingeladen das neu eröffnete Cinematographische Zentrum von Buftea zu besuchen. Die Kulturmenschen haben ihn durch alle möglichen Studios und Säle geführt und sagten ihm jedes Mal, dass dies deutsche Geräte sind, die mit großem finanziellen Aufwand aus Deutschland hergebracht wurden. Letztendlich hat man den Meister nach seiner Meinung zu diesem Besuch befragt. Er hat ungefähr so geantwortet: „Gut, gut, Geräte habt ihr, aber Deutsche?“

Diese Tatsache, sie wurde mir von einem älteren Schriftsteller erzählt, kam mir in Erinnerung als ich in den 80er Jahren gemeinsam mit zwei anderen Prüfern nach Lenauheim im Kreis Timis eingeladen war, zu einem Wettbewerb „Wer weiß, gewinnt!“ Es war ein Wettbewerb, veranstaltet vom Rumänischen Radio, für die damalige Zeit in weniger bekannten Städten und Ortschaften mit der Genehmigung und Unterstützung der örtlichen Partei und Staatsforen. So kam ich eines Samstags zur Mittagszeit in die Gegend des romantischen Dichters Nikolaus Lenau (sein eigentlicher Name war Niembsch von Strehlenau) geboren 1802 im damaligen Dorfe Csatad. In unserem Gepäck hatten wir für den Wettbewerb mehrere Fragen über seine Werke und sein Leben vorbereitet, da seine Ziele und sein Wirken besonders denen von Eminescu glichen…

Es hat uns mit allen Ehren der Bürgermeister – ich weiß nicht mehr seinen Namen – ein Mann wie eine Tanne, empfangen. Anschließend begleitete er uns, in Richtung Kulturheim, dort fand der Wettbewerb statt, erzählend über diese große Gemeinde, der Stolz des Kreises sowie des gesamten Banates. Alles sah aus wie durch den Ring gezogen, wie man so sagt, mit geraden und gepflasterten Strassen, mit großen Häusern, richtige Villen, eingezäunt mit hohen Zäunen und Mauern, von besonderer Schönheit; nur bei vielen davon waren die Fenster mit Brettern zugeschlagen. Frecherweise, wollen wir in eines hinein. Der Bürgermeister zögert. Wir beharren darauf und er öffnet uns das Tor. Im Innenhof wo einst Blumengewächse standen, steht ein geflicktes Zelt. Wir treten in das vernachlässigte Haus ein. Das vordere Zimmer, eine Art Esszimmer mit Parkettboden, in der Mitte ein eben gelöschtes Feuer. Die Einwohner waren nach Temeswar vereist „in ihren eigenen Angelegenheiten“ entschuldigt sich der Bürgermeister, aber ihr Pferd hatten sie im Hausflur hinterlassen…

So erfuhren wir dass viele seiner Landsleute nach Deutschland zogen, ihre Häuser, Anwesen und Gärten zurückließen. Ihr Platz nahmen nun die Zigeuner ein, damals nannte man sie nicht Roma und man sprach auch nicht von Ceausescus Verkauf. Der Alte Bürgermeister, war einer der wenigen verbliebenen Deutschen die in der Gemeinde seine letzte Tage, hier wo er geboren war, verbringen wollte. Er fand sich zufrieden mit den rumänischen Landsleuten die von den Schwaben den Stiel und die Härte des Arbeitens sowie des Lebens, lernten.

Seine Gedanken quälten ihn und er sagte es in leisem Ton, dass die Neuankömmlinge alles zugrunde richten, was unsere Leute in Jahrhunderten aufgebaut hatten und den nahrhaften Banter Boden brach liegen lassen.

Selbstverständlich habe ich am Abend im Verlauf des Wettbewerbes kein Wort von dieser Wirklichkeit erwähnt, jetzt berichte ich zum ersten Mal über den erlebten Tag in Lenauheim, an dem Ort an dem Arghezi gefragt hätte: „Aber wo sind die Deutschen?“. Ich schließe nun meine Erinnerungen mit einigen Versen aus „Das Wiedersehen“ einem langen Gedicht von Lenau geschrieben nach der Rückkehr einer unglücklichen Reise nach Amerika: Du heimatliches Tal, /Mir wird so wohl und wehe, /Daß ich dich nun einmal, /Ersehntes! Wiedersehe.//Noch kenn ich jeden Baum, /Wo ich vor so viel Jahren/Gehegt den Jugendtraum, /Der scheu dahingefahren.//Noch kenn ich jedes Haus;/Doch andere Menschen schreiten/Geschäftig ein und aus, /Als wie zu meinen Zeiten.//…Es ist nur noch der Ort, /Wo wir gefreut uns haben, /Die Lieben all sind fort, /Verreiset und begraben…

Der Dichter starb im Jahre 1850, in einem Wiener Hospiz, in dem Jahr als Eminescu das Licht der Welt erblickte.