Eine Gesellschaft lebt von Menschen die sie erhalten, die ihr das Nötige zur Existenz beisteuern. So auch unsere Heimatortsgemeinschaft Lenauheim. Ohne ihre Gönner und Befürworter könnte sie nicht existieren und schon gar nicht so, wie sie im Moment da steht.
Eine dieser Personen, der immer mit Taten, nie mit großen Worten dabei war, ist nun aus unserer Mitte geschieden, es war Dr. Richard Blassmann.
Dr. Richard Blassmann, war nach seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1974 der erste Verbindungsmann zwischen Lenauheimer Aussiedler und der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Er erkannte damals schon, dass wir in der neuen Heimat wieder geschlossen auftreten müssen, damit wir Erfolg haben und unsere Belange durchsetzen können. Diese lose Vermittlung war auch der Vorläufer der HOG Lenauheim die 1980 gegründet wurde. Bei diesem Gremium war er nicht mehr aktiv dabei, leistete aber bis zu seinem Tode beratende und finanzielle Unterstützung, um den Erhalt zu gewährleisten.
Richard Blassmann wurde als zweites Kind von 4 Geschwistern am 4. März 1930 in Lenauheim geboren. Seine Eltern waren Peter und Katharina Blassmann, geb. Anton, eine Familie die einen großen landwirtschaftlichen Betrieb hatte. Seine Erzieherin in der gesamten Kindergartenzeit war Frau Elisabeth Hicke und in der Volksschule Herr Anton Hicke und Herr Georg Kern. Das Gymnasium absolvierte er dann in Temeswarer Banatia. Im September 1944 schloss sich daran gleich die Flucht der Lenauheimer an, auch Richard war mit seinen Geschwistern und seiner Mutter dabei. Es ging mit Pferd und Wagen über Serbien und Ungarn bis nach Oberösterreich in das kleine Dorf Naarn im Kreis Perg. Hier konnte er für kurze Zeit das Gymnasium in Amstetten besuchen. Nach Kriegsende konnte die Mutter mit ihren Kindern wieder in die Heimat zurückkehren.
Ab Herbst 1945 besuchte Richard Blassmann das deutschsprachige Gymnasium in Mediasch, da es in Temeschburg zu dieser Zeit keinen deutschsprachigen Unterricht gab. Die letzte Klasse davon besuchte er in Temeschburg, der Unterricht fand im Loga-Lyzeum statt. Seinen Abiturabschluss machte er im neu gegründeten Deutschen Lyzeum Temeschburg. Es folgte ab Herbst 1949 das Studium der Medizin. Diese Fakultät befand sich in der ehemaligen Banatia, deren Bänke er schon mal drückte. Bei seinem Abschluss war er Allgemeinarzt. Wie es damals üblich war bekam er eine Zuteilung von staatlicher Stelle und sollte einige Jahre in einem Bergarbeiterort in der Region Oltenien tätig sein. Um näher in die Heimat zurückzukehren machte er ein zweites Studium – Zahnmedizin in Bukarest mit Abschluss. Damals gab es fast keine Zahnärzte und dadurch konnte er wieder ins Banat und seinen Beruf als Zahnarzt in den Städten Anina und Bokscha ausüben.
Nach vielen Bemühungen und Schikanen konnte er im Jahre 1974 Rumänien verlassen. In der Pfalz, in Hatzenbühl, knüpfte er an seine berufliche Laufbahn aus Rumänien an. Dort übte er seine Tätigkeit als Zahnarzt bis ins Alter von 67 Jahren aus.
Nach der aktiven Zeit zog Dr. Richard Blassmann nach Karlsruhe. Hier konnte er sich seiner freizeitlichen Beschäftigungen widmen. Er war Zeit seines Lebens Single. Den Sinn des Lebens sah er, in: Reisen, Kunst, Kultur und vor allem in der klassischen Musik. Er kannte alle Opern, reiste bis Wien um Details zu entdecken. In diesem Jahr noch hat ihn das Karlsruher Ballett begeistert. Er reiste von Südafrika bis Japan, lernte Land und Leute, die verschiedenen Kulturen kennen. Vor einem Jahr war er noch mit Freunden und Verwandten zum letzten Mal im Banat und in seinem Heimatort Lenauheim. Davon hat er mir mit voller Begeisterung berichtet. Die Erlebnisse aus dem serbischen Banat und aus unserem Heimatort. Insbesondere die Kirche lag ihm bei diesem letzten Besuch am Herzen, er meinte: wir müssten doch etwas unternehmen.
Über sich und seine Krankheiten sprach er nicht gerne. Wollte auch nur die Hilfe annehmen, die er unbedingt benötigte. Er lebte immer selbstbestimmt, daher duldet er auch keine Nähe, die seine Persönlichkeit beeinträchtigen würde.
Dr. Richard Blassmann ist am 9. September 2013 in seinem Haus in Karlsruhe verstorben. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben und die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, dessen Mitglied er war, sprechen allen Angehörigen das innigste Beileid aus. Möge der Verstorbene seine ewige Ruhe finden!