In der Dezemberausgabe der „Banater Post“ vom 15.12.2014 schreibt Andrea Bieber, Jahrgang 1996, aus Karlsruhe über ihr Leben als Volunteer in einem Waisenhaus in Kamerun. Andrea ist die Tochter der Lenauheimer Kurt und Helene Bieber, geb. Becker. Hier nun ihr Bericht:
Der eine oder andere kennt mich vielleicht aus der Tanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe, aber die wenigsten wissen, dass es mich vor einiger Zeit nach Afrika verschlagen
hat. Genauer gesagt ins HOTPEC Waisenhaus in Kamerun, wo ich als Volunteer tätig bin.
Es ist nicht so, dass ich schon immer nach Afrika wollte. Eigentlich genau das Gegenteil war der Fall: Ich hatte nie großes Interesse an diesem Kontinent. Aber kaum war ich hier, hat es nicht lange gedauert, bis ich zu der Erkenntnis kam, dass die sieben Monate, die mir noch bleiben, nicht genug seien.
Die ganze HOTPEC-Familie ist mir schon ans Herz gewachsen und auch in das Land habe ich mich sofort verliebt. Natürlich ist hier alles schlichtweg ganz anders. Das heißt, ich habe eine gewisse Zeit gebraucht, um mich an den Straßenverkehr, das Essen, die Sprache und natürlich an die Lebenseinstellung hier zu gewöhnen. In Kamerun vergeht die Zeit nämlich anders: langsamer. Ein Sprichwort hier sagt: „Die Deutschen haben die Uhren, die Kameruner die Zeit.“
Das HOTPEC ist ein kleines Paradies, ein sicherer Hafen für Kinder, die aus der Sklaverei, vor Menschenhandel oder Misshandlung gerettet wurden oder einfach „nur“ Waisen oder Halbwaisen sind. Aber genau weil sie hier mit sehr viel Liebe eingegliedert werden, sind diese Kinder glücklich oder zumindest auf dem besten Weg dahin. HOTPEC selbst ist aber nicht nur ein Waisenhaus, daran angegliedert sind mehrere Schulen, ein Landwirtschaftsprojekt, um kleine Farmer konkurrenzfähig für den Großmarkt zu machen, sowie viele weitere kleinere Projekte.
Einige der tollsten Sachen, die ich bis jetzt hier erleben durfte, sind auf meinem Blog unter hotpecvolunteer.blogspot.de nachzulesen. Seit ich hier bin, ist mir bewusst geworden, was man bei uns alles als Luxus bezeichnen kann. So zum Beispiel fließendes Wasser, Bildung und natürlich auch gute gesellschaftliche Strukturen, woran es hier an allen Ecken und Enden fehlt. Und wie viel weniger es braucht, um glücklich zu sein. Den Kindern reicht oft eine Banane oder einfach eine Umarmung, und sie freuen sich beispielsweise, wenn jemand mit ihnen spielt.
Der Wille, hier etwas zu ändern, ist da, und auch an Ideen mangelt es nicht, aber wie so oft ist das Geld knapp. Denn HOTPEC ist zwar eine staatlich anerkannte Waiseneinrichtung, erhält jedoch keinerlei Zuwendungen von öffentlicher Seite. Das Waisenhaus lebt von Sach- und Geldspenden von Privatpersonen, kirchlichen Organisationen und von in Kamerun ansässigen nationalen und internationalen Firmen. Das Spendenkonto ist auf meinem Blog angegeben. Jede Spende kommt den hier betreuten Kindern zugute und hilft, dieses kleine Paradies am Leben zu erhalten.
Andrea Bieber