Lenauheim feierte wieder ein gemeinsames Fest

In diesem Jahr erlebten wir die 7. Auflage des Festes „Kinder des Dorfes“ mit dem Motto „Bedeutung der Beziehungen zwischen den Völkern und deren Zusammenleben in Frieden und Ruhe zu bewahren“.

Wie zutreffend war dieses Motto für unsere Veranstaltung? Es war der ureigene Sinn als dieses Fest ins Leben gerufen wurde. Damals dachten wir von der HOG Lenauheim sowie die Verantwortungsträger vom Bürgermeisteramt Lenauheim schon an eine bessere Verständigung der Völker, an ein friedliches Zusammenleben und an ein periodisches Zusammentreffen, sei es bei den Heimattreffen in Deutschland oder bei den Veranstaltungen in Lenauheim. Bei diesen Gelegenheiten besteht die Möglichkeit sich näher zu kommen, sich auszutauschen, gemeinsame Wege für unsere Gemeinschaften und für die Zukunft zu finden.

Dieses Jahr hatten wir die Ehre Bürgermeister Ilie Suciu in Ulm beim Heimattag der Banater Schwaben zu begrüßen. Er konnte viele gutgelaunte Banater Schwaben treffen und beobachten, sie haben nie den Mut ganz verloren und sich ein neues Zuhause geschaffen. Sie sind aber auch wieder zum Teil willig, Kontakte mit der alten Heimat zu pflegen und in Frieden und Freiheit dem Heimatort Lenauheim, in einem gemeinsamen Europa, weiterzuhelfen. Den Ort zu unterstützen und sich mit den heutigen Bürgern auszutauschen. Für diese gute Zusammenarbeit der Gemeinde Lenauheim mit den Banater Schwaben aus Deutschland, hat die HOG Lenauheim Ilie Suciu zur Auszeichnung mit der AMG-Medaille vorgeschlagen. Die Auszeichnung wurde durch Beschluss des Bundesvorstandes der Banater Schwaben e.V. verliehen. Die Ehrung mit der Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille gilt als Ausdruck der Dankbarkeit und Anerkennung für Persönlichkeiten mit herausragenden Leistungen um die Banater Schwaben. Diese Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben soll zugleich auch die Verbundenheit des Geehrten und seinen Bürger, mit unserer Volksgruppe sinnfällig machen.

Ein weiterer Schritt in unserer Zusammenarbeit und Völkerverständigung ist das Lenau- und Heimatmuseum, in dessen Inneren wir seit 14 Jahren das Fest „Kinder des Dorfes“ eröffnen und zum Teil abhalten. Die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim pflegt ständige Kontakte zum Erhalt der einzigartigen Museumsstätte in Rumänien. Wir bemühen uns für die Erneuerung der Trachtenpuppenpaare, von denen schon mehr als die Hälfte mit Hilfe der Heimatortsgemeinschaften und Privatpersonen ausgetauscht wurden. Auch an dieser Stelle ein Dankeschön an alle Beteiligten. In diesem Vorhaben, sowie für dieses Fest, aber nicht nur da, finden wir immer wieder Unterstützung durch Frau Dr. Swantje Volkmann. Sie ist dem Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm als „Kulturreferentin für Südosteuropa“ angegliedert. Mit ihrer Hilfe konnten wir dieses Jahr zwei neue Tischvitrinen für die Trachtenpuppenpaare anschaffen. Herzlichen Dank auch von dieser Stelle an Frau Dr. Volkmann.

Friede und Ruhe kann nur dann zwischen Menschen und Völker herrschen wenn Menschen sich verständigen, miteinander reden und nicht zuletzt ihre Geschichte kennen. Dies ist ein Punkt der den Vorstand und insbesondere den Vorsitzenden der HOG Lenauheim schon längere Zeit beschäftigt hat. Darum hat der Vorstand, auf Vorschlag des Vorsitzenden, den einstimmigen Beschluss gefasst, die 1982 im Auftrag der HOG Lenauheim erschienene Monographie von Lenauheim, geschrieben von Prof. Hans Bräuner, einem Lenauheimer Kind, in die rumänische Sprache übersetzen zu lassen. Wir empfanden es als sehr wichtig, damit die heutigen Bürger von Lenauheim, aber auch andere interessierte Menschen es in ihrer Muttersprache lesen können. Somit hat Jedermann die Möglichkeit über die Vergangenheit des Ortes Lenauheim sich seine Gedanken zu machen. Auf dem Hof des ehrwürdigen Museums in Lenauheim wurde das Buch feierlich lanciert.

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Um den geschichtlichen Aspekt wortwörtlich zu „untermalen“, hat die HOG Lenauheim ein zweites Bild, Öl auf Leinwand, eine Spende seitens der Familie Blassmann an die HOG, dem Museum geschenkt. Es soll den Besuchern einen Einblick gewähren, wie ein Wirtschaftshof und -haus in Lenauheim ausgesehen hat. Wie passend sind die Worte, aus dem Gedicht von Nikolaus Lenau „Das Wiedersehen“: „Du heimatliches Tal, Mir wird so wohl und wehe, Dass ich dich nun einmal, Ersehntes! wiedersehe.“ Die Heimatortsgemeinschaft gemeinsam mit dem Bürgermeisteramt Lenauheim plädieren für Kultur, Völkerverständigung und Heimatpflege. Dies haben wir, bei unserem gemeinsamen Fest, zum Ausdruck gebracht. Wen „wir“ geschrieben wird, so ist die große Gemeinschaft der Teilnehmer an diesem fest gemeint.

Nach dem geselligen Beisammensein von Lenauheimer, angereisten Lenauheimer aus Deutschland und der Abordnung von der Verbandsgemeinde Kirn-Land, am Freitagabend bei der Schweineschlacht, folgte am Samstag die eigentliche Eröffnung. Im Innenhof des Museums bei herrlichem Sommerwetter und gut gelaunten Gäste. Zum Empfang wurden wir mit dem traditionellen Brot und Salz begrüßt. Diesmal nahm innerhalb der Aktion “Donau-Brot auf Reisen” Kevin Back teil. Er hatte selbst ein Brot gebacken und hielt es bei der Begrüßung für die Gäste bereit.

Als Ehrengäste konnten wir Herrn Ovidiu Gant, Abgeordneter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Herrn Nicolae Robu, Oberbürgermeister der Stadt Temeswar, Europäische Kulturhauptstadt 2021, Herrn Traian Stancu, Vizepräsident vom Verwaltungskreis Timis und Herrn Ilie Viorel, Bürgermeister von Moinesti, begrüßen. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Suciu und Grußworte der Ehrengäste, folgten Referate die das Thema des diesjährigen Mottos behandelten. Ein Kulturprogramm wurde im Anschluss von den Jugendlichen aus Lenauheim und Moinesti dargebracht. Im Rahmen dieses Festes wurde ein Partnerschaftsabkommen zwischen der Gemeinde Lenauheim und der Verbandsgemeinde Kirn-Land (Rheinland-Pfalz) unterzeichnet. Die HOG Lenauheim wurde vom Verbandsbürgermeister von Kirn-Land, Werner Müller, aufgefordert, eine Patenschaft über diese zu übernehmen.

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Gemeinsam besuchten wir das Kriegerdenkmal an der katholischen Kirche und legten Kränze nieder. Hier sprach Ernst Vogel Worte zum Gedenken an die Gefallenen und alle die zu Unrecht verstorben sind. Weitere Kränze wurden vor der orthodoxen Kirche niedergelegt. In Folge zog der Zug mit Gästen und Trachtengruppen an das Lenaudenkmal im ehrwürdigen Hof des Rathauses der Gemeinde Lenauheim. Hier wurden auch Kränze, zu einer Melodie mit Versen von Nikolaus Lenau, niedergelegt und an den größten Sohn des Ortes erinnert.

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Das Festessen war schon im Kulturheim vorbereitet und die erste Tanzgruppe hatte sich zum Kulturprogramm vorbereitet. Es war die Gruppe „Sonnenschein“ aus Moinesti unter Leitung von Frau Popa. Die Tanzgruppe agiert innerhalb des Deutschen Forum Moinesti. Dessen Vorsitzender ist Herr Karl Britz, ein Banater Schwabe, mit Lenauheimer Wurzeln. Die Überraschung war groß als die Gruppe sehr schöne deutsche Volkstänze aufführte und der folgende Applaus bestätigte dies. Bei einem hervorragendem Banater Essen und einem guten Tropfen wurde viel erzählt und getanzt. Die rumänische Tanzgruppe bot im Anschluss einige ihrer Tänze, bei guter Stimmung. Der Abend wurde im großen Biergarten bei „Mici“ und Bier, im Zentrum des Ortes in guter Geselligkeit verbracht.

Der Sonntag begann mit dem Aufmarsch der „Warjascher Spatzen“. Sie marschierten gemeinsam mit dem Bürgermeister, unserem Ehrengast Herrn Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Regionalforums Banat des DFDR, und einem Teil des Vorstandes der HOG Lenauheim, Vorsitzender Werner Griebel und die Beisitzer Nikolaus Dornstauder, Ernst Vogel und Hansi Schütt, zur Kirche zum Gottesdienst. Die Heilige Messe wurde von Pfarrer Marin Maties zelebriert, und von einem gemeinsamen Gesang begleitet. Geschlossen ging es dann zum Friedhof. Hier wurden wieder Kränze seitens der HOG Lenauheim und des Bürgermeisteramtes an das Grab der Schwester Lenaus niedergelegt. Sie waren für alle unsere Verstorbenen gedacht. Am Hauptkreuz im Mittelweg, vor der frisch renovierten Friedhofkapelle, hielt Pfarrer Maties ein Totengedenken ab. Danach hatte jeder Zeit an den Gräber ihrer Eltern, Verwandten oder Bekannten, inne zu halten.

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Die Gemeinschaft traf sich vor dem Lenaudenkmal wieder. Hier wurden Lenau-Gedichte, von Amalia Radomir, Astrid Griebel und Paul Patru vorgetragen. Es folgten Ansprachen von Dr. Johann Fernbach, Pfarrer Maties, Bürgermeister von Kirn-Land Werner Müller, HOG Vorsitzender Werner Griebel und Bürgermeister Ilie Suciu. Nun folgte ein Höhepunkt des Tages: das Pflanzen einer Linde. Diese Linde soll die Partnerschaft begleiten und soll auch ein „Hoffnungsbaum“ für die gute Zusammenarbeit sein.

Im Kulturheim, von uns „groß Wertshaus“ genannt, ging es mit dem Kulturprogramm weiter. Den Anfang machte wieder die Gruppe „Sonnenschein“. Sie ernteten wie am Tag zuvor schon, einen sehr großen Applaus und viel Lob. Das Essen war mittlerweile vorbereitet und Gäste sowie Tänzer konnten ein Lenauheimer „schwowisches“ Sonntagsessen genießen. Das Programm ging lückenlos weiter mit der rumänischen Tanzgruppe und dann folgten die „Warjascher Spatze“ mit schönen Banater „Kerweihtrachten“. Sie führten typische banat-schwäbische Tänze mit einem nicht enden wollenden Applaus vor. Das Publikum wollte eine Zugabe, welche auch nach einem kurzen Wortwechsel der Leiter der Gruppe, Hansi Müller und Monika Lazea, gegeben wurde. Sie führten den Zuschauern Polkavarianten aus verschiedenen Banater Orten vor. Natürlich fand das Klatschen kein Ende, aber es kam noch eine Überraschung. Katharina und Franz Seiler wurden auf die Bühne gebeten, sie tanzten eine Polka nach Lenauheimer Art. Da staunten auch die jungen Tänzer, wie die zwei Senioren tanzten. Es war eine gelungene Vorführung zu aller Zufriedenheit. Das Festprogramm im Saal fand seinen Ausklang und verlagerte sich am Abend in den Sommergarten. Hier wurde an einem lauen Sommerabend weiter gefeiert, der sein Ende mit einem wunderbaren Feuerwerk im Ortszentrum fand.

Einen herzlichen Dank an alle, die mitgewirkt haben, auf welche Art auch immer. Sie alle haben es wieder einmal geschafft in Lenauheim ein schönes Fest auf die Beine zu stellen.

Wir laden schon heute alle unsere Landsleute und Freunde zu der 250-Jahr-Feier des Ortes Lenauheim ein. Sie findet am 9. Juni 2017 in Lenauheim statt. Es wird wieder ein gemeinsames Fest mit der Gemeinde Lenauheim sein, unterstützt vom Regionalforum Banat des DFDR, von der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V. und vom Bürgermeisteramt der Verbandsgemeinde Kirn-Land.

Eine Reportage des Senders „Radio Temeswar“ in der „Sendung in deutscher Sprache“ zum Fest „Kinder des Dorfes / Fiii satului 2016“ in Lenauheim wurde von Adrian Ardelean erstellt.