Ein Artikel in der Online-Ausgabe „Oberbayerisches Volksblatt“ zur Diamantenen Hochzeit des Leherer-Ehepaars Nießl:
Es begann mit einer schönen Geste
Im überfüllten Zug hatten sie den ersten Blickkontakt – später wurde Liebe daraus und nun sind sie miteinander seit 60 Jahren verheiratet: Anna und Franz Nießl feierten kürzlich das Fest der diamantenen Hochzeit.
Waldkraiburg – „Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein und es wird auch gestritten. Aber immer sachlich bleiben – am nächsten Tag sieht wieder alles anders aus!“ So lautet Anna Nießls Ratschlag für eine lange Ehe. Und ihr Mann Franz ergänzt: „Rücksicht nehmen und Geduld haben sowie zusammen für die Kinder sorgen – das schweißt zusammen!“
Die rüstigen Eheleute stammen aus dem Banat in Rumänien und fühlen sich seit 40 Jahren in Waldkraiburg wohl. Das freut auch Bürgermeister Robert Pötzsch, der mit einem Blumenstrauß die Glückwünsche zum Ehejubiläum überbrachte. Franz Nießl wurde am 29. März 1934 in Perjamosch, Kreis Temeschburg, geboren und ging dort in die deutsche Volksschule. Er hatte eine Schwester, die 1945 durch eine Panzermine umkam. Auch seinen Vater verlor er im Krieg. Mit seiner Mutter ist er nach Österreich geflüchtet. Mit russischer Begleitung kamen sie später wieder zurück. Zweieinhalb Jahre war er beim Militär als Bauzimmerer tätig.
In der Nachbargemeinde Warjasch erblickte Anna Pfaff am 20. März 1935 das Licht der Welt. Ihr Vater kam ebenfalls im Krieg um. Als 17-Jährige verlor sie auch ihre Mutter.
Ihre erste Begegnung: „Gerade noch schaffte ich es in den schon überfüllten Zug und stand an der Treppe, da hat mir Franz Platz gemacht – das war der erste Kontakt“, erinnert sich die Anna. Kurz darauf liefen sich die jungen Leute in der pädagogischen Lehranstalt in Temeschburg wieder über den Weg, wo sie beide das Lehramt studierten. Die junge Liebe wurde am 9. Januar 1957 mit der standesamtlichen Trauung besiegelt, am 24. Februar folgte die kirchliche Hochzeit. „Es war eine arme Zeit und wir feierten im Elternhaus vom Franz mit den engsten Verwandten und etwas Musik.“
Den glücklichen Eheleuten wurden eine Tochter und zwei Söhne geboren. Sie verkauften das Elternhaus von Anna und schufen sich in Lenauheim – wo sie beide als Lehrkräfte tätig waren – ein Eigenheim. Als dies fertig war, erhielten sie den Pass für die Ausreise. 15 Jahre hatte es gedauert, bis diese genehmigt wurde, denn im Staatsdienst war das nicht einfach.
So ließen sie alles zurück und kamen im März 1977 mit der Familie nach Deutschland. In Waldkraiburg wurden sie heimisch, bauten sich später ein schönes Haus, das sie bis jetzt – ebenso wie den Garten – selbst versorgen. Franz war bis zum Ruhestand bei der Firma Elaston tätig, Anna Lehrerin in der Goetheschule. Handarbeiten, Lesen oder Kleintiere gehören zu ihren Hobbys. Ihr Mann geht trotz gesundheitlicher Probleme, die er meistern musste, noch gerne spazieren. „Wir genießen unser Rentenalter und bekamen von Deutschland viel Unterstützung – schon in Rumänien und auch hier!“
Die Heimatortsgemeinscht gratuliert dem Ehepaar Nießl zum Jubiläum und wünscht beiden die Gesundheit und weiterhin schöne gemeinsame Jahre!