Von uns gegangen, das sind Worte die man fast jeden Tag zu hören bekommt. Es kann ein Ausdruck für Menschen sein, die uns für eine gewisse Zeit verlassen haben, aber auch für Menschen die für uns nun immer weit weg sind. Reinhard Gerber, hat uns für immer verlassen und deswegen wollen wir an ihn erinnern. Sein Wirken, sein Leben insgesamt uns noch einmal vor Augen halten.
Er war ein Landsmann aus der Heidegemeinde Lenauheim, dort hat er schöne Jahre verlebt und sein Herz hat bis in seine letzten Stunden am Heimatort gehangen. Es ist auch verständlich, denn er war dort mitten im Leben, er war Erzieher, er war Musiker, er war ein echter Lenauheimer.
Reinhard Gerber wurde am 24. November 1939 in Lenauheim geboren. Seine Eltern, Katharina und Karl, waren Bauern und Karl, ein sehr aktiver Musiker. Sie führten ein gediegenes Dorfleben bis zum Krieg. Nach dem 2. Weltkrieg flüchtete die Familie vor der Roten Armee nach Deutschland. Da sie in der russischen Besatzungszone landeten, beschlossen sie die Rückreise nach Rumänien. Zurückgekehrt folgten für sie nun schwere Zeiten. Es kam zur Enteignung, sie wurden verfolgt und hatten Mühe eine Arbeit zu finden. Deshalb wechselten die Eltern zeitweise ihren Wohnort und siedelten nach Triebswetter um.
Reinhard besuchte die Volksschule in Lenauheim und Triebswetter. Die Mittelschule, also das Lyzeum besuchte er in Arad und anschließend das Pädagogische Institut in Temeswar, welches er 1959 als Lehrer für die Grundschule beendete. Als Lehrer wirkte er in Ebendorf und ab 1964 in seinem Geburtsort Lenauheim. Er liebte seinen Beruf und die Kinder. Er machte gerne Witze und war immer offen für ein fröhliches Gespräch. So kannten meine Generation und ich auch den Lehrer Reinhard Gerber. Sein Vorteil im Lehrkörper war, dass er einer von den Lenauheimer selbst war. Er ist zum Teil mit den Schülern, ihren Eltern oder gar mit einigen Schüler selbst aufgewachsen. Das war eine besondere Verbindung, die man bei ihm spürte. Neben seinem Beruf liebte er die Musik, genauso wie sein Vater. Er erlernte viele Instrumente: Klavier, Violine, Akkordeon, Klarinette und Saxofon. Eine Ausbildung zum Chorleiter schloss er mit Erfolg ab. Er gründete und leitete Schulchöre, Tanzorchester, Singgruppen für Schüler und Erwachsene, war 4 Jahre lang Leiter des Lenauheimer Kulturheims. Selbst spielte er von früher Jugend bis zu seiner Ausreise in Tanzmusikorchestern Saxofon. Hier war er auch ein guter und beliebter Sänger. Musizieren durfte ich mit ihm auch einige Jahre und auch hier war er immer ein guter Kollege.
Im Jahre 1970 heiratete er seine Frau Elfriede Roth, mit Ihr hat er zwei Kinder, Siegfried 1971 und Wilfried 1975 geboren. 1983 schaffte die Familie die Ausreise in die Bundesrepublik, verließ Lenauheim und fand in Geretsried ein neues Zuhause. In Deutschland wurde er nach bestandenem Deutschtest und erfolgreicher 2. Lehramtsprüfung ins Lehramt aufgenommen. Von 1987 bis zur Rente 1999 unterrichtete er die Klassen 3 und 4 an der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried. Reinhard Gerber schloss sich nach der Umsiedlung gleich der Landsmannschaft der Banater Schwaben an. In Geretsried begleitete er einige Jahre musikalisch die Trachtengruppe der Banater Schwaben, bei der Aufführungen ihrer Volkstänze. Im Ortsverband der Landsmannschaft der Banater Schwaben war er lange Zeit als Schriftführer tätig. Durch Schule, Trachtengruppe, Landsmannschaft und Nachbarschaft, lernte er viele Leute kennen. So wurde Geretsried für ihn zur zweiten Heimat. Hier fühlte er sich glücklich und zufrieden, obwohl in ihm immer noch eine gewisse Sehnsucht nach der alten Heimat blieb.
Gesundheitliche Probleme schränkten ihn schon früh ein. Mit 50 Jahren bekam er eine künstliche Hüfte, die es ihm aber erlaubte bis zur Rente seinen Beruf auszuführen. Gesundheitlich an Hüfte und Herz angeschlagen war er dann in seiner Beweglichkeit schließlich sehr einschränkt. Die letzten 3-4 Jahre musste er auf Vieles verzichten. Er war auf den Rollstuhl im Außenbereich angewiesen und deshalb reduzierte sich auch die Teilnahme an Familienfesten die Außerhalb stattfanden. Als sich seine Beweglichkeit so stark eingeschränkt hatte, dass die Pflege zu Hause nicht mehr möglich war, kam er im Juli 2019 ins Pflegeheim, an das er sich nicht gewöhnen konnte. Am 15. November musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Hier wurde ein Herzinfarkt diagnostiziert. Sein Gesundheitszustand war so schlecht, dass er es nicht mehr schaffte, sich davon zu erholen. Reinhard Gerber starb am 27. November, drei Tage nach seinem 80. Geburtstag.
Nun will ich mit den Worten unseres Lyrikers, Nikolaus Lenau, sprechen: „Trotz allem Freundeswort und Mitgefühlsgebärden, bleibt jeder tiefe Schmerz ein Eremit auf Erden“. Neben Ehefrau und Söhne trauern um ihn die Schwiegertöchter und seine 4 Enkelkinder.
Die HOG Lenauheim wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Möge ihm die Erde, seine zweiten Heimat, nicht schwer sein. Der Herr gebe ihm die ewige Ruhe.