Die HOG Lenauheim zu Gast im Heimatort

Der Kulturtag zur Europäischen Kulturhauptstadt Temeswar mit 255-Jahr-Feier  Lenauheim fand im Juni statt. Dass es ein Wiedersehen geben wird, war schon im Herbst letzten Jahres besprochen. Vorbereitungen wurden schon zeitlich getroffen und somit stand den Veranstaltungen nichts im Wege.

Die Vertreter der Gemeinde Lenauheim, der VG Kirner Land und der HOG Lenauheim trafen sich der Absprache nach also am 1. Juni in Lenauheim. Nach einer gemeinsamen Besprechung über den Stand und die Zukunft der Partnerschaft und Patenschaft, die in einer freundschaftlichen Atmosphäre stattfand, wurde das Lenaudenkmal, der Gedenkstein der HOG Lenauheim zum 250sten Jubiläum von Lenauheim und die Freundschaftslinde besucht. Diese befinden sich allesamt im schönen kleinen Park vor dem Rathaus und ziehen Besucher an.

Das Kindertageszentrum stand als nächstes auf der Tagesordnung. Gemeinsam besuchten wir es und konnten die baulichen Fortschritte, die zum Teil mit Spenden von der Soonwaldstiftung getätigt wurden, begutachten. Da in Rumänien auch der 1. Juni als der Internationale Kindertag gefeiert wird, freuten sich die Kinder umso mehr über die mitgebrachten Geschenke, aber auch über den Wettbewerb der Feuerwehrmänner. Der auf dem Hof wurde zur Schlauchkegelbahn umfunktioniert und die Kinder hatten sichtlich ihren Gefallen an diesem Wettbewerb, wobei sie auch eine kleine Belohnung dafür erhielten. Die Erzieherinnen haben die gesamte Delegation durch das Haus geführt und die Funktionsweise erklärt. Jürgen Griebel hat dabei die Übersetzungen von Personal und Bürgermeister Suciu, sowie die Erläuterungen für Bürgermeister Thomas Jung von der VG Kirner Land und seiner Delegation übernommen. Zum Abschluss gab es noch ein gemeinsames Foto vor dem Haus und das Versprechen, für die gemalten Bilder der Kinder weiterhin dem Haus die Unterstützung zukommen zu lassen.

20230601_121605

Die Zeit verging wie im Flug und der nächste Termin stand an: die Ulmer Schachtel wurde in Lenauheim vor der katholischen Kirche vorgestellt. Erich Mayer und seine Frau kamen mit ihr direkt aus Ludwigshafen-Oggersheim nach Lenauheim. Werner Griebel, als Vorsitzender der HOG Lenauheim e.V., begrüßte die Gäste aus Lenauheim, Deutschland, aus Bukarest und anderen Orten sowie den Inhaber der „Ulmer Schachtel“ in unserem Heimatort. Erich Mayer, referierte über das Wasserfahrzeug und beantwortete Fragen dazu. Werner Griebel erläuterte die Bedeutung der „Ulmer Schachtel“ und Bürgermeister Suciu bedankte sich und freute sich darüber, dass der Nachbau zuerst in Lenauheim Station machte. Ein geselliger Abend folgte für alle Gäste und einheimischen Bürger bei Musik und Tanz.

Freitag, der 2. Juni, war der eigentliche Feiertag in Lenauheim. Der Gottesdienst war der erste Punkt im Tagesprogramm. Einen Tag zuvor waren bereits eine Gruppe von Katholiken aus Lenauheim und unsere HOG-Gruppe in der Kirche aktiv, um Reinigungsarbeiten durchzuführen und die Gedenkplatte an der Wand anzubringen. Kurz vor 9 Uhr trafen die Pfarrer und Musiker ein, die Kirche füllte sich langsam, sie wurde nicht voll aber die Messe hatte einen zufriedenstellenden Besuch erlebt. Kanzleidirektor Pf. Nikola Laus und Pf. Cristinel Balan zelebrierten die Liturgie. Die Lesung machte Isolde Griebel und die musikalische Begleitung kam von Dr. Franz Metz, an der Orgel, Franz Tröster, an der Trompete, und Wilfrid Michl, Bariton. Es war ein Genuss den Profimusikern in der ehrwürdigen Heimatkirche zu lauschen. Man kann nur dankbar sein, solche Künstler als Gastmusiker zu haben. Herzlichen Dank! Am Ende der Messe wurde die Gedenkplatte am Taufbrunnen, gespendet von den Familien Sosu und Kleemann, und die Totenfahne, gespendet von Helen und Hans Koch, von den beiden Geistlichen gesegnet. Werner Griebel las ein Gedicht, welches unsere Heimatkirche sehr gut beschreibt, geschrieben von unserem Landsmann Karl-Hans Gross, vor. Er bedankte sich auch mit je einem Präsent bei den Priestern und Musikern. Es war ein zweisprachiger Gottesdienst, der alle Anwesenden ansprach und die neue Beleuchtung in der Kirche tat das Ihrige noch dazu. Sie bringt nun mehr Licht in die Kirche und hoffentlich auch in die Herzen der Kirchenbesucher.

20230602_095909

Von der Kirche zogen die Festgäste in das unweit gelegene Museum. Dort wurden die Gäste von jugendlichen Trachtenträger mit Brot und Salz empfangen. Im Innenhof war wie immer ein schönes Ambiente unter den Bäumen vorbereitet. Die Begrüßungen gingen diesmal nicht von einem herkömmlichen Rednerpult aus, sondern vom Gastgeschenk der VG Kirner Land: ein über die Partnerschaft beschriftetes Blechfass mit einem Aufsatz als Rednerpult.

Als erster begrüßte Bürgermeister Ilie Suciu alle Anwesenden und hieß sie in Lenauheim und zum Fest willkommen. Zweiter Redner war der Vizekonsul des Deutschen Konsulats von Temeswar, Herr Siegfried Geilhausen. Er sprach über die Bedeutung dieser Partnerschaft und die Wichtigkeit solcher Kontakte in Rumänisch und Deutsch. Jürgen Griebel, Stellvertretender Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V., begrüßte alle Gäste auch im Namen des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft und wies auf die Wichtigkeit eines solchen Festes hin. Bürgermeister Thomas Jung, sprach nach seiner Begrüßung von den Auswanderern aus seiner Gegend in das Ungarland und nannte auch einige Namen von Aussiedler aus den Nachbarorten der Verbandsgemeinde. Nun wurde das Wort dem Vorsitzenden der HOG Lenauheim erteilt. Nach der Begrüßung der Gäste und seinem Ausdruck der Freude über diesen Festtag umriss er kurz die Geschichte des Ortes von 1514 mit der ersten Erwähnung über die Ansiedlung der Deutschen 1777 bis hin in unsere Zeit.

20230602_105902

Er kündigte dann die „Schwabenkinder“ des Kreisverbandes Rastatt, unter der Leitung von Dagmar Österreicher, an. Sie führten uns allen bekannten Tänze schwungvoll vor. Das Gleiche tat die rumänische Tanzgruppe aus Lenauheim. Es war eine Augenweide den bunten Trachtenträgern bei ihren Aufführungen zuzusehen. Danke an alle!

Nach kurzen Gesprächen und der Besichtigung des Museums sind wir gemeinsam an die Denkmäler geschritten. An den Kriegerdenkmälern beider Kirchen und am Lenau-Denkmal legte der Bürgermeister und der Vorsitzende Blumengebinde nieder und gedachten den Toten mit einer Schweigeminute. Am Lenau-Denkmal wurde die Vertonung des Gedichtes „Einst und Jetzt“ abgespielt.

Es näherte sich die Zeit zum Festessen. Es wurde von fleißigen Händen der Gemeindebediensteten, mit dem frischen Fleisch, des am Vorabend geschlachteten Schweines, vorbereitet. Es gab eine Vorspeise mit Wurst vom Schwein, dann ein „Paprikasch“ wie es in Lenauheim eh und je gekocht wurde und Krautwickel. Als Nachtisch gab es Kaffee und „Cozonac“. Während des Essens ließen es sich die „Schwabendkinder“, aber auch die rumänischen Tänzer sowie die Solo-Saxophonisten, es sich nicht nehmen, dem vollbesetzten Saal schöne Tänze und Musik vorzuführen. Ein richtig großer Applaus zeigte die Begeisterung der Menschen für die jungen Volkskünstler.

20230602_144106

Am Nachmittag traf wie angekündigt dann hoher Besuch in Lenauheim ein. Vor dem Rathaus wurde er erwartet. Die Autokolonne blieb stehen und Thomas Strobl, Stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister des Landes Baden-Württemberg, stieg aus. Er ist zudem Digitalisierungsminister, der Minister für Kommunen sowie der Landesbeauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler. Mit ihm reiste auch der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Gunter Czisch, an. Begleitet wurden die beiden Besucher von einer großen Delegation aus dem Ministerium und dem Stadtrat der Stadt Ulm, sowie von der Kulturreferentin für Südosteuropa Dr. Swantje Volkmann. Der Innenminister wurde von Jürgen Griebel begrüßt. Er stellte ihm den Bürgermeister von Lenauheim, den Vorsitzenden der HOG Lenauheim, den Bürgermeister aus dem Kirner Land sowie andere Persönlichkeiten vor.

20230602_144355

Desgleichen wurde auch Bürgermeister Czisch, den wir schon längere Jahre kennen, genau so herzlich begrüßt. Nach dem Empfang mit viel Publikum, den „Schwabenkinder“ und der rumänischen Tanzgruppe in Trachtenkleider, wurden die Gäste nach rumänischer Tradition mit „Kranzkuchen“-Brot und Salz herzlich willkommen geheißen. Das erste Ziel war das Lenau-Denkmal. Hier durften wir unseren Gästen Einiges über das Denkmal und Lenau selbst berichten und nebenan den Gedenkstein und die Linde zeigen, sowie auf ihre Bedeutung hinweisen. Von dort ging es über die Hauptstraße zur katholischen Kirche hin. Werner Griebel hatte die Ehre dem Innenminister und der Gruppe einiges über das denkmalgeschützte Gebäude zu berichten. Beim Einzug der Delegation in die Kirche, erhellte die neue Beleuchtung den großen Raum und bot den Besuchern eine relativ gut erhaltene Kirche dar. Dr. Swantje Volkmann berichtete Einiges über diese besondere Kirche. Es wurde längere Zeit darin verweilt und viele Kirchengegenstände wurden sehr genau in Augenschein genommen, aber auch fotografiert. Im Kirchenhof wurde das Kriegerdenkmal angeschaut und der Sinn des Denkmales erklärt. Namen, die sich darauf befinden, von ehemaligen Lenauheimern die ihr Leben für sinnlose Kriege opfern mussten. Die Pflege zu ihren Ehren besteht fort.

20230602_150612

Einige Schritte weiter, durch das Zentrum von Lenauheim, erreichten wir das Lenau- und Heimatmuseum. Hier wurde das Gebäude vorgestellt und die Museumabteilungen dargestellt. Die Gäste waren sehr begeistert von dem was sie vorfanden. Sie verweilten lange vor den Ausstellungstücken über Nikolaus Lenau und insbesondere in der Heimatmuseumabteilung. Die Trachtenpuppenpaare wurden bewundert. Leider gibt es noch einige HOGs die die Puppen ihrer Ortschaft noch nicht erneuert haben. Es wurde viel nachgefragt, Dr. Swantje Volkmann, Werner Griebel, Ilie Suciu und Jürgen Griebel waren sehr auskunftsfreudig, aber auch die anderen Kenner hatten ein offenes Ohr für alle Fragen.

20230602_153832

Nach dem Besuch im Museum wurde die Gartenanlage für Wortwechsel genutzt. Hier überreichte Bürgermeister Suciu, Herrn Strobl, Herrn Czisch und Herrn Jung als Geschenk der Gemeinde Lenauheim eine schön designte Lenau-Glasbüste. Den Gästen wurde ein kleiner Umtrunk und Imbiss im Durchgang zum Hof gereicht. Da es so herzlich in Lenauheim war, haben unsere Gäste eine spontane Einladung in das Kulturheim nicht abgeschlagen. Hier wurde den drei obengenannten Gästen, seitens des Lenauheimer Bürgermeisters, je einen Halsschal in den Farben der rumänischen Fahne überreicht und die Tanzgruppe führte zwei Tänze vor.

Die Verabschiedung verzögerte sich und fiel nicht leicht. Es war uns allen eine Ehre so hohen Besuch in Lenauheim zu haben.

Das Programm des Tages ging weiter, mit einem Feuerwehrwettbewerb für die Kinder vor der Remise. Sie hatten ihre Freude und wurden auch noch mit Kleinigkeiten beschenkt. Die Erwachsenen konnten im Sommergarten, im Schatten der Bäume und der Zelte, ein kühles Bier sowie alkoholfreie Getränke zu sich nehmen und zu Essen gab es wie immer „Mici“. Die Musik spielte bis zum späten Abend und die tanzlustigen konnten auf dem Rondell in den Genuss der Unterhaltung kommen.

20230604_094756

Am Freitag und Samstag nahmen die Gäste aus Kirn, Vertreter der HOG Lenauheim und Vertreter der Gemeinde Lenauheim, sowie angereiste ehemalige Lenauheimer, an den Heimattagen der Banater Deutschen teil. Die Heimattage waren auch für uns Lenauheimer etwas Besonderes, es war ein Wohlfühlen in Temeswar und eines der schönsten Feste der letzten Jahre.

Für so viel Unterstützung und gute Zusammenarbeit möchten wir uns bei der Gemeinde Lenauheim und bei der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm, bei Frau Dr. Swantje Volkmann, für die finanzielle Unterstützung sowie auch für die immer wiederkehrende Zusammenarbeit bedanken.

Festtage, die wir nicht so schnell aus unserem Sinn lassen werden, da es einmalige Begebenheiten im Leben für uns Banater Schwaben bleiben werden.

Gemeinsam sind wir stark, deshalb erwarten wir je mehr Landsleute zu unserem Heimattreffen der HOG Lenauheim am 23. September in Königsbrunn.