Lenaufeier im Geburtsort

Das Jahr 2002 wird unter anderem auch als das „Lenaujahr“ bezeichnet. Dies war auch ein Anlass für die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, sich schon zu Beginn des Jahres Gedanken über eine würdige Feier zu diesem Anlass zu machen.

Der Vorstand hat den Beschluss gefasst, einen Versuch zu starten, dieses große Ereignis gemeinsam mit dem Bürgermeisteramt in Lenauheim durchzuführen. Nach einer gemeinsamen Aussprache haben wir uns geeinigt in Lenauheim, dem Geburtsort von Nikolaus Lenau, an dem geeigneten Ort dieses Vorhaben umzusetzen. Es wurden reichlich Vorbereitungen von beiden Seiten getroffen. Kurz vor dem vereinbarten Festtermin kam auch noch der Kreisrat Temesch zu den Organisatoren hinzu.

Aus Deutschland reisten Landsleute mit einem Reisebus und erfreulicherweise mehrere als man dachte mit den PkWs an. Desgleichen kamen auf Einladung, eine Gruppe aus dem Partnerort Mureck/Steiermark, zum Anlass des Geburtstages in Lenauheim an.

lenau2002

Am Morgen des 10. August 2002 war es dann so weit: Lenauheim auf Hochglanz geputzt wie in alten Zeiten hat seine Gäste erwartet. Die Sonne kam am Himmel nach mehrtägigem Regen zum Vorschein und brachte den Organisatoren noch mehr Mut. Zu Beginn der Kundgebung kurz nach neun Uhr fanden sich alle Gäste im Innenhof des Lenau-und Heimatmuseums ein. Zweireihig aufgestellt, stand die Trachtengruppe „Billeder Heiderose“ Spalier, in ihren schmucken schwäbischen Trachtenkleidern. Ein rührendes Bild, dass das alte Gebäude schon lange nicht mehr erleben durfte.

Alinel Narita, der Lenauheimer Bürgermeister begrüßte alle Gäste die sich eingefunden hatten. Das nächste Grußwort kam von Mag. Ursula Fahringer seitens der österreichischen Botschaft in Bukarest. Werner Griebel, HOG-Vorsitzender, begrüßte alle Gäste aus Nah und Fern und brachte in großen Zügen das Leben und Wirken von Nikolaus Lenau vor. Er sagte: „Wo immer der Name Lenauheim fällt, ist damit das Lenau- und Heimatmuseum, das Lenau-Denkmal und nicht zuletzt Nikolaus Lenau gemeint. Die Lenauheimer Heidegemeinde wird jährlich von vielen Menschen persönlich oder über das Internet, aus Wissensdurst über den großen Lyriker und den Ort, besucht.“

Staatssekretär Ovidiu Gant, bemerkte dass laut letzter Volkszählung auf Landesebene die Stärkste deutsche Gemeinschaft im Banat lebt. Nikolaus Lenau ist ein Bindeglied zur deutschen und österreichischen Kultur, wozu die, die hier lebenden Deutschen ihren wesentlichen Beitrag leisten.

lenau06 Dan Ioan Sipos, Vorsitzender des Temescher Kreisrates würdigte den Dichter, bedauerte den Weggang der Deutschen aus dem Banat und lobte die gute Bewirtschaftung der Gemeinde Lenauheim. Karl Singer, Vorsitzender des Banater Demokratischen Forums, warf gleich mehrere Fragen in seinem Grußwort auf: „Was bedeutet uns Lenau? Welchen Platz nimmt er ein in unserem Kulturbewusstsein? Was verbindet geistig und geschichtlich unser Banat mit dem Schaffen dessen, dem wir heute in Achtung, Schätzung und Ehrung gedenken?“.

Richard S. Jäger, Stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben meinte „Nikolaus Lenau hat den Banater Schwaben ein Stück unvergessliche poetische Heimat auf den Lebensweg gegeben. Für sie ist es eine Ehrensache, Nikolaus Lenau, der unser kulturelles Leben bis auf den heutigen Tag begleitet hat, an seinem 200. Geburtstag zu würdigen.“

Im weiteren Verlauf kamen zwei Gedichte von Lenau, „An den Wind“ und „Blick in den Strom“ zum Vortrag in Rumänisch von Alina Narita und in Deutsch von Astrid Griebel. Desgleichen trug die kleine Samantha Kron aus Heidelberg „Die drei Zigeuner“ von Lenau in deutscher Sprache vor. Alle drei Mädchen waren in einer schönen schwäbischen Tracht gekleidet. Es folgte ein Grußwort des Hatzfelder Bürgermeisters Kaba Gabor, der hervorhob, dass zur damalige Zeit auch die Hatzfelder Kulturtage stattfinden und überreichte an die Ehrengäste ein Gefäß aus gebranntem Ton, als Gastgeschenk.

Zu Ehren des Tages überreichte der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, Werner Griebel, dem Lenauheimer Bürgermeister Alinel Narita eine Ehrenurkunde für die jahrelange gute Zusammenarbeit zwischen der HOG und dem Bürgermeisteramt Lenauheim.

Samantha Kron überbrachte seitens der Oberbürgermeisterin Frau Beate Weber aus Heidelberg, ein Grußschreiben zu diesem Festtag, das der Bürgermeister allen Anwesenden vorlaß. Anschließend folgte ein Besuch des Lenau- und Heimatmuseums in kompetenter Führung von Frau Dr. Annemarie Podlipny-Hehn. Das Gebäude ist zum Grossteil schon renoviert und wird in nächster Zeit in vollem Glanz erstrahlen. Mit dieser Gelegenheit einen recht schönen Dank an Herrn Peter Krier, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Er ist mit Hilfe der HOG Lenauheim, Vermittler zwischen dem Bayerischen Staatministerium für Arbeit und Sozialordnung, über das Haus des Deutschen Ostens in München und dem Bürgermeisteramt Lenauheim, für die Renovierungsarbeiten am Geburtshaus.

Bei der Besichtigung der gesamten Räumlichkeiten im Obergeschoss konnten sich alle Besucher von der mühevollen Arbeit der stellvertretender Direktorin des Banater Museums Frau Tatina Badescu und ihrem Team, sowie der Mitarbeit von Frau Dr. Annemarie Podlipny-Hehn überzeugen. Die Lenauausstellung ist auf Themenbereichen in den Räumlichkeiten geordnet und hat noch einige Möbel aus der Zeit in der Lenau lebte zu zeigen.

In dem Heimatmuseum finden wir einen Raum mit Bilder und Daten über Lenauheim, das etwas Neues für diesen Bereich ist. Anschließend kann man die Trachtenpuppen in gewohnter Aufstellung in ihren bunten Kleidern aus fast jeder „deutsch“ gewesenen Ortschaft des rumänischen Banates besichtigen. Desgleichen finden wir in diesen Räumen sehr viele Bilder die uns die Vergangenheit in die Gegenwart zu vermitteln versuchen. Bilder sowie eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, eine Vorratskammer und einen Raum mit Arbeitsgeräten, eingerichtet wie früher, kann man in den hinteren Räumen des Obergeschosses sehen.

lenau15 Nach Besichtigung des Museums begaben sich die Ehrengäste, die Veranstalter mit den Gästen aus Nah und Fern zum Kriegerdenkmal im römisch katholischen Kirchenhof. Zum Gedenken an unsere Ahnen wurden zwei Kränze niedergelegt. Einer seitens des Kreisrates und des Bürgermeisteramtes, durch Kreisratsvorsitzender Dan Ioan Sipos und Bürgermeister Alinel Narita. Der zweite wurde von Hans Taugner und Werner Griebel seitens der HOG Lenauheim für unsere Gefallenen und Vermissten, am Denkmal niedergelegt. Zu der Kranzniederlegung spielte Walter Griebel die Melodie „Ich hatte einen Kameraden“ auf dem Akkordeon. Nach dem Totengedenken, vorgetragen von Werner Griebel, folgte ein „Vater unser“ in Deutsch und Rumänisch gebetet von Herrn Ignatz Bernhardt Fischer und den anwesenden Besuchern. Es erklangen die Heimatglocken unserer in vollem Glanz erstrahlenden Kirche, die alle Gäste und Lenauheimer zum Gottesdienst einluden. Der Gottesdienst hat in so Manchem der zu diesem Anlass in seine alte Heimat zurückgekehrt ist, und nicht nur bei Denjenigen eine bleibende Erinnerung hinterlassen. Dies nicht zuletzt durch die hervorragende Predigt von Herrn Ignatz Bernhard Fischer, der sich zum Anlass dieses Festtages, der 200. Geburtstag von Nikolaus Lenau (der auch in dieser Kirche das Sakrament der heiligen Taufe empfangen hat), sehr bemühte wie auch schon in den letzten Jahren für die katholischen Gläubigen aus Lenauheim.

Als darauffolgender Punkt in dem Programm des Lenaufestes stand die Kranzniederlegung am Lenaudenkmal im kleinen Park vor dem Gemeindehaus (Rathaus) an. Es wurden vier Kränze von Alina Narita und Astrid Griebel mit entsprechender Beschriftung für folgende Vertretungen niedergelegt: Alinel Narita und Sima Bibu fürs Bürgermeisteramt Lenauheim, Alfred Mühlroth und Werner Griebel für die HOG Lenauheim, Mag. Ursula Fahringer und Dr. Karl Singer für die Österreichische Botschaft und für das Demokratische Forum der Deutschen im Banat, sowie zwei Beauftragte des Kreises Temesch. Zu der Kranzniederlegung kam die musikalische Begleitung auf dem Akkordeon von Walter Griebel mit der Melodie auf das Gedicht „Einst und jetzt“. Es waren sehr rührende Momente, manch einem schlug es zu Gemüht, ein Symbol der Liebe zur Heimat.

In der verflossenen Zeit dieses Samstages ließen sich die Angestellten der Gemeinde Lenauheim und ihre Helfer kaum eine Minute Zeit für das was in der Öffentlichkeit passierte. Sie haben nämlich das Essen und das Herrichten der Tische für die Gäste selbst bewältigt, wofür man ihnen ein besonderes Lob aussprechen muss. Man konnte es an den zufriedenen Gesichtern der über vierhundert speisenden Gästen wahrlich sehen. Nach der eingenommenen Mahlzeit gingen die Ehrengäste, Gäste und Organisatoren gemeinsam zum römisch-katholischen Friedhof, durch die Kirchengasse am Südrand des Ortes. Hier fand wie vorgesehen eine Kranzniederlegung seitens des Bürgermeisters Alinel Narita sowie der HOG Lenauheim durch Christian Mühlberger und Werner Griebel, am Grabe der Schwester Lenaus für sie und alle Verstorbenen statt. Es wurde auch um eine Gedenkminute gebeten. Herrn Ignatz Bernhard Fischer zelebrierte ein Totengedenken an diesem Grabe in Anwesenheit aller Gäste. Anschließend wurden die Gräber unserer Ahnen und die Soldatengräber besucht.

Feste hatten und haben auch einen fröhlichen und unterhaltsamen Teil, so war es auch beim Lenaufest in Lenauheim. Auf den Straßen in der Ortsmitte stand ein Karussell (Ringelspiel), es waren einige Stände von privaten Firmen unter den schönen Kastanien aufgestellt. Man konnte bei kühlem Bier, „Mici“ und Steak die festliche Zeit in vollen Zügen genießen. Zur gleichen Stunde ging es im frisch renovierten Kulturhaus (Groß Wertshaus) mit einem Kulturprogramm weiter: Als erstes traten die rumänische Tanzgruppe „Ansamblu Banatul“ aus Temeschburg mit großem Applaus auf. Seitens der HOG wurde durch Herrn Alfred Mühlroth unserem Vertrauensmann vor Ort, Herrn August Griebel eine Ehrenurkunde für die gute Zusammenarbeit überreicht.

Danach folgte die Trachtengruppe „Billeder Heiderose“, in Obhut von Edith Barta, eine Gruppe die beabsichtigt die deutsch schwäbische Bräuche, Volkstänze und Trachten weiter zu führen. Sie tanzten sich in die Herzen der Gäste wofür sie entsprechend gewürdigt wurden. Instrumentaldarbietungen folgten von unserem Landsmann Walter Griebel, der mehrere Melodien auf seinem Akkordeon in gewohnter Qualität darbrachte und das Publikum mitriss. Desgleichen kam eine musikalische Grußbotschaft von Bürgermeister Wiesner aus dem Partnerort Mureck und Helmut Kahr, Obmann der Südsteirischen Rumänienhilfe (Klarinette und Harmonika). Auch sie brachten mit ihren Liedern gute Stimmung auf. Zum Abschluss trug Herr Peter Kron, ein Lenauheimer Kind (84 Jahre alt), Gedichte in rumänischer und deutscher Sprache zu Ehren des Tages mit viel Können vor.

lenau39 Am 11. August, Sonntagsabends 19 Uhr, fand in der römisch katholischen Kirche zu Lenauheim zu Ehren des Festtages ein Orgel-und Violinkonzert statt. Es wurde von Dr. Franz Metz und Karl Wilhelm Agatsy dargeboten. Dem Konzert wohnte ein zahlreiches und dankbares Auditorium bei.

Es war ein langer, für manch einen ein anstrengender, aber wir hoffen doch ein schöner Tag. Der 10. August 2002 in Lenauheim, und wir denken, manch einer spielte schon mit dem Gedanken „Möchte wieder in die Gegend….“ wie unser Tschatader/Lenauheimer Lyriker es damals niederschrieb.

Die Bildergalerie zur „Lenaufeier 2002“ können Sie sich hier ansehen.