Vielfältiges Programm und prominente Gäste beim Fest „Kinder des Dorfes“ in Lenauheim

Die Festtage „Kinder des Dorfes“, in Kooperation zwischen Gemeinde Lenauheim, Heimatortsgemeinschaft Lenauheim und römisch-katholischer Kirche durchgeführt, fanden vom 9. bis 11. September in Lenauheim statt.

Schon frühzeitig angekündigt und organisatorisch gut vorbereitet, verlief dieses gemeinschaftliche Fest unter optimalen Bedingungen. Und auch das Wetter spielte mit: Nach den heißen Sommertagen herrschten an diesem September-Wochenende angenehme Temperaturen.

kinder22-000Die ersten Gäste aus Deutschland trafen schon am 8. September ein. Es waren ehemalige Lenauheimer und eine Delegation aus der Verbandsgemeinde Kirner Land mit Verbandsbürgermeister Thomas Jung an der Spitze. Nach einem ersten Wiedersehenstreffen stand der Freitag ganz im Zeichen der Partnerschaft zwischen der VG Kirner Land und der Gemeinde Lenauheim sowie der Patenschaft der HOG Lenauheim. Auf dem Programm standen Gespräche zum aktuellen Stand und den Perspektiven der partnerschaftlichen Beziehungen sowie ein Besuch des Kinderheims. Es wurde vereinbart, einerseits die Partnerschaft/Patenschaft auf eine breitere Grundlage zu stellen und auf weitere Bereiche auszudehnen, andererseits im nächsten Jahr, wenn Temeswar Europäische Kulturhauptstadt sein wird, einen gemeinsamen Kulturtag in Lenauheim zu veranstalten. Da die Hauptveranstaltungen der Heimattage der Banater Deutschen am 3. und 4. Juni 2023 in Temeswar und weitere Veranstaltungen des Deutschen Forums, des Bundesverbandes der Landsmannschaft und einzelner Heimatortsgemeinschaften sowohl davor als auch danach stattfinden werden, sind die HOG Lenauheim, die Gemeinde Lenauheim und die VG Kirner Land übereingekommen, den Kulturtag am 2. Juni 2023 in Lenauheim abzuhalten. Diesbezüglich wurden auch schon einige Programmpunkte ins Auge gefasst.

Nach den Beratungen ging man am Abend zum geselligen Teil über. Die Schweineschlacht zum Fest „Kinder des Dorfes“ hat bereits Tradition. Einerseits bietet sie Gelegenheit, Kopffleisch und Grieben zu kosten, andererseits sich zu begegnen und auszutauschen.

Am Samstag, dem ersten eigentlichen Festtag, fanden sich Gäste von nah und fern in Lenauheim ein, darunter auch als Ehrengäste der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament Ovidiu Ganţ, der Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar Siegfried Geilhausen, der Bürgermeister der Stadt Temeswar Dominic Fritz, der Bürgermeister der VG Kirner Land Thomas Jung sowie die Vorsitzende des Stiftungsrates der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung Erna Paler. Sie wie auch alle anderen Gäste wurden vor dem Tor des herausgeputzten Lenau- und Heimatmuseums von Jugendlichen in schwäbischer und rumänischer Tracht mit Brot und Salz aufs herzlichste begrüßt. Jedem Teilnehmer wurde eine Anstecknadel mit Lenau-Porträt und Trikolore-Band an die Kleidung angeheftet.

Die offizielle Eröffnung des Festes fand im Hof des Heimatmuseums statt. Bürgermeister Ilie Suciu hieß die Gäste willkommen und hob die Bedeutung dieses längst zur Tradition gewordenen Festes sowie die gute Zusammenarbeit zwischen den Veranstaltern hervor. Darauf nahm auch der HOG-Vorsitzende Werner Griebel in seiner Begrüßung Bezug. Das Fest „Kinder des Dorfes“ biete beiden Gemeinschaften die beste Möglichkeit, gemeinsame Wege zu finden und zu gehen. Er begrüßte die Ehrengäste, stellte sie kurz vor und bat um ihr Grußwort.

Der Abgeordnete Ovidiu Ganţ brachte unter anderem zum Ausdruck, dass er immer wieder gerne nach Lenauheim komme und die Arbeit der Gemeindeverwaltung und der HOG sehr schätze. Vizekonsul Siegfried Geilhausen überbrachte die Grüße der Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar Regina Lochner und verlieh seiner Freude Ausdruck, diesem „Fest des Brückenbaus“ beiwohnen zu können. Bürgermeister Dominic Fritz bekannte, dass es für ihn ein besonderes Erlebnis sei, mit den Banater Schwaben in Lenauheim ein Fest zu begehen. Bürgermeister Thomas Jung wies in seinem Grußwort auf die fruchtbare Partnerschaft zwischen der VG Kirner Land und der Gemeinde Lenauheim hin und bedankte sich für die Einladung, mit einer Abordnung am Fest teilzunehmen. Der Vizebürgermeister von Lenauheim Denis Inaşi trug sodann ein Heimatgedicht vor.

Anschließend ergriff der Vorsitzende der HOG das Wort. Er begrüßte alle Gäste im Namen des Vorstands der HOG Lenauheim und richtete Grüße seitens des Bundesvorsitzenden Peter-Dietmar Leber aus. In seinem Vortrag bot er einen kurzen geschichtlichen Abriss über Lenauheim, um dann, an seinen Vorredner Thomas Jung anknüpfend, auf die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der Partnerschaft zwischen Lenauheim und der VG Kirner Land sowie die Rolle der HOG Lenauheim als Pate dieser Partnerschaft einzugehen.

Bürgermeister Suciu lud danach alle Gäste zu einem Besuch des Museums ein. Die beiden Gastgeber, der Bürgermeister und der HOG-Vorsitzende, begleiteten die Gäste durch die Räume des altehrwürdigen Hauses und gaben in der Lenau-Gedenkstätte und in der volkskundlichen Abteilung des Museums Auskunft über die Ausstellungsstücke. Für die meisten Besucher waren die Trachtenpuppenpaare im Heimatmuseum die Hauptattraktion.

Als nächstes standen Kranzniederlegungen auf dem Programm. Die Festgäste begaben sich zuerst zum Kriegerdenkmal im Hof der katholischen Kirche, wo die HOG und die Gemeinde Kränze niederlegten und der Gefallenen der beiden Weltkriege sowie der Deportationsopfer gedacht wurde. Weitere Kranzniederlegungen folgten am Denkmal von Nikolaus Lenau vor dem Rathaus, wo zur Vertonung des Lenau-Gedichts „Einst und jetzt“ eine Gedenkminute eingelegt wurde, sowie am Kreuz vor der orthodoxen Kirche. Anschließend wurde die katholische Kirche besichtigt.

In einem kleineren Rahmen fand danach ein Rundtischgespräch unter Beteiligung des Verein AS ProLenauheim, des Bürgermeisteramtes und der HOG statt. Dabei wurden gemeinsame Vorhaben ins Auge gefasst, die zeitnah umgesetzt werden sollen.

Im schön gestalteten Saal des Kulturhauses fand das Fest seine Fortsetzung. Hier gab es ein Mittagessen für die Gäste, das von Angestellten der Gemeinde zubereitet worden war. Das schmackhafte Gulasch kam bei den Gästen gut an. In der Zwischenzeit waren auch die banatschwäbische Trachtengruppe „Banater Spatzen“ unter der Leitung von Hansi Müller und die „Banater Musikanten“ aus Temeswar eingetroffen. Nachdem auch sie sich gestärkt hatten, legten die Jugendlichen ihre schwäbischen Trachten an und führten zu den Klängen der Blaskapelle gekonnt und mit Begeisterung Tänze vor. Man fühlte sich an die Zeit erinnert, als man in Lenauheim noch Kerweih feierte und die eigene Blaskapelle dazu aufspielte.

Gegen 16 Uhr formierte sich ein langer Trachtenzug, in den sich neben den „Banater Spatzen“ zahlreiche Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde Lenauheim in rumänischer Tracht und in Roma-Tracht einreihten. In Begleitung der „Blechmusik“ und einer rumänischen Musikformation aus Lenauheim zogen die Trachtenträger durch die Hauptgasse des Ortes. Der Trachtenumzug war beeindruckend und wurde, wie die anderen Ereignisse des Tages, von den anwesenden Reportern und Fotografen der deutschsprachigen Medien (Balthasar Waitz und Zoltán Pázmány von der „Banater Zeitung“ und Astrid Weisz von Radio Temeswar) in Wort, Bild und Ton festgehalten.

Die Trachtenparade endete am Tanzrondell in der Dorfmitte. Zu den Klängen der Blasmusik führten die „Banater Spatzen“, die sich aus einzelnen Paaren mehrerer von Hansi Müller geleiteten Tanzgruppen aus dem Kreis Temesch zusammensetzen, banatschwäbische Volkstänze vor. Die Darbietungen wurden von den zahlreichen Gästen, die sich im „Biergarten“ eingefunden hatten, mit viel Applaus belohnt. Der Abend klang bei rumänischer Volksmusik aus. Am Ende des Tages waren sich die Veranstalter einig, dass es ein gelungenes Fest war.

Das Sonntagsprogramm begann mit der heiligen Messe in der katholischen Kirche, die vom Generalvikar der Diözese Temeswar Monsignore Johann Dirschl und dem für Lenauheim zuständigen Pfarrer Cristinel Balan zelebriert wurde. Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte Valentina Cotinschi. Die erste Lesung und die Fürbitten wurden von Isolde Griebel vorgetragen, die zweite Lesung von Dr. Anneliese Wambach, Vorsitzende des Gottlober Deutschen Forums. In seiner Predigt ging Monsignore Dirschl auf das Gleichnis vom verlorenen Schaf ein, in dem Jesus von einem Hirten erzählt, der hundert Schafe hat und eines davon verliert. Er lässt die 99 anderen Schafe zurück und macht sich auf die Suche nach dem einen verlorenen. Als er es gefunden hat, lädt er seine Freunde und Nachbarn ein, sich mit ihm zu freuen. Gott wende sich den Verlorenen bedingungslos zu. Er sei wie der gute Hirte, der sich um jedes einzelne Schaf kümmere. Gott habe eben andere Maßstäbe als die Menschen, so der Geistliche. Es war ein erhebender Gottesdienst nicht nur dank der tiefschürfenden Predigt und der musikalischen Gestaltung, sondern auch, weil er in der uns gewohnten Weise gefeiert wurde.

Der heiligen Messe und den anschließenden Veranstaltungen wohnten als Ehrengäste bei: Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus, Erna Paler, Vorsitzende des Stiftungsrats der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, sowie Walter Altmayer, Leiter des Kontaktbüros der Landsmannschaft und des Hilfswerks der Banater Schwaben in Temeswar.

Nach dem Gottesdienst zogen die Festgäste mit Monsignore Dirschl und der Marienfahne der HOG Lenauheim, getragen von Gusti Urban, zum Friedhof. Unter dem Geläut des „Ziehglöckchens“ wurde der Friedhof betreten, der dank der Arbeit des Friedhofspflegers einen gepflegten Eindruck machte. Die Friedhofskapelle, frisch geputzt, stand offen, und der ein oder andere nutzte die Gelegenheit, um hier ein Gebet zu verrichten. Als erstes fand eine Kranzniederlegung mit Segnung am Grab von Lenaus Schwester Magdalena Niembsch statt. Danach wurde am Kreuz im Mittelweg ein Kranz niedergelegt und der Toten gedacht. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier mit den Liedern „Segne du Maria“ und „Dort droben in dem Himmelsgarten“.

Vom Friedhof ging es zum Lenau-Denkmal, wo des berühmtesten Sohnes des Ortes und Namensgebers der Gemeinde gedacht wurde. Zu hören war die Vertonung des Lenau-Gedichts „Einst und jetzt“, gesungen vom Freiburger Singkreis. Die geladenen Gäste trafen sich anschließend zum gemeinsamen Mittagessen im Kulturhaus.

Am Nachmittag feierte die orthodoxe Gemeinde Kirchweih mit einem Gottesdienst, gefolgt von einem Kulturprogramm, das von der rumänischen Jugendtanzgruppe dargeboten wurde. Der Abend klang bei Musik und Tanz aus. Der krönende Abschluss war ein riesiges Feuerwerk.

Das an diesen herrlichen Spätsommertagen in Lenauheim Erlebte wird vielen noch lange in Erinnerung bleiben. Dass die neunte Auflage des Festes „Kinder des Dorfes“ zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde, ist der Mitwirkung und Unterstützung vieler zu verdanken. Die HOG Lenauheim dankt der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm Dr. Swantje Volkmann für die Förderung der Veranstaltung sowie Bürgermeister Ilie Suciu und Pfarrer Cristinel Balan für die gute Zusammenarbeit.