Im Banat, in Temeswar, kam Ende Oktober, in der Staatsoper, die Operette „Grüßt mir mein Banat“ von Emmerich Bartzer, Musik, und Worte von Annie Schmidt-Endres auf die Bühne. Thematisiert wurde dies in Presseberichten, aber auch von vielen Kunstliebhabern. Als Lenauheimer kennen wir viele Gedichte, Erzählungen etc. von unser Landsmännin, aber wer war sie?
Der alteingesessenen Bauernfamilie Endres entstammend, erblickte Annie als zweite Tochter am 29. Dezember 1903 in Lenauheim das Licht der Welt. Da ihre Schwester bereits in jungen Jahren starb, blieb sie als einziges Kind zurück, zärtlich und mit Sorgfalt erzogen von liebevollen Eltern, welche ihre ganze ungeteilte Liebe nunmehr auf Annie übertrugen. Nachdem diese den ersten Unterricht in der Csatader Schule genossen hatte, kam sie zu Beginn des Weltkrieges in das Kloster nach Szegedin, wie dies in jener Zeit üblich oder Mode war. Durch ihre Geselligkeit ward sie bei ihren Mitschülerinnen bald beliebt, wie sie durch ihren Fleiß und ihre Fortschritte der Liebling ihrer Lehrerinnen war.
Nach ihrer eigenen Angabe äußerte sich bei ihr schon früh der wissensdurstige, tieferdringende Geist, das verschlossene Gemüt. Auch der Hang zum Dichten gab sich damals bereits kund und fand in Anlehnung an die „magyarische“ Unterrichtssprache natürlich in magyarischer Sprache mehr Ausdrucksmöglichkeiten.
Ihre schwäbische Abstammung hat Annie niemals verleugnet, wie dies viele Schwabenmädchen vor dem Zusammenbruch der Monarchie taten, weil dieselben bereits in jungen Jahren verbildet wurden, und des echt deutschen Wesens und Charakters verlustig gegangen waren.
In den dreißiger Jahren war in der Banater Heide, als diese Generation gemeinsam strebend im Wettbewerb stand um gültige dichterische Aussagen, die nunmehr Verewigte, damals noch als junge Frau, in den vorderen Reihen der öffentlich geführten kulturpolitischen Auseinandersetzungen, tätig. Als wirklichkeitsnahe Beobachterin des schwäbischen Lebens – und diese Tatsache ist kennzeichnend für sie! – sah Annie Schmidt-Endres ihre schriftstellerische Aufgabe dort, wo die Dorfgemeinschaft brüchig, krisenanfällig und daher gefährdet schien. Als Dorfkind kannte sie die auseinanderstrebenden Teile der alten Ordnungs- und Tatgemeinschaft, die Kluft zwischen arm und reich und die daraus erwachsenden Gefahren; der Roman „Neue Wege“ behandelt dieses Thema und sollte zukunftsweisend sein.
Einige ihrer Erzählungen wie „Josef Eisenkolb“ und das Spiel „Kämpfer ohne Waffen“ beziehen sich auf die Geschichte, die dörfliche Vergangenheit, durch Schilderung oder Darstellung denkwürdiger Vorgänge und Personen.
Annie Schmidt-Endres verstarb am 19. Mai 1977 in Kelheim in Deutschland.
Sie hatte ihr Leben lang Lenauheim im Herzen bewahrt und von dem dort Erlebten immer wieder gezehrt. Somit ist der Nachlass an Aufgeschriebenem von Lenauheim sehr wertvoll für die Nachwelt. Im Jahre 2023 gedenken wir an 120 Jahre ihrer Geburt und die HOG Lenauheim e.V. hat dies Ereignis bereits in verschiedenen Aktivitäten dieses Jahres zum Ausdruck gebracht.