Sonnengold & Poesie – Dem Lenau-Jahr gewidmet

Das Buch „Sonnengold & Poesie“ von unserem Heimatdichter Karl-Hans Gross ist vor kurzem im Mohland Verlag erschienen. Hier stellen wir Ihnen einen Auszug aus dem Buch zu Verfügung:

Die Kirche

Sonnengold & PoesieIch trete ein zum Hauptportal,
von Stille rings umfangen,
weit öffnet sich der Kirchensaal,
den Frieden zu erlangen.

Die Glocken sind mir eng vertraut
und auch der Orgel Tönen,
als Ministrant war ich erbaut
von dem Sakralen, Schönen.

Vom Hauptaltar, dem Kirchenschmuck,
den heiligen Figuren,
geschnitzter Zier, geformtem Stuck
und den Architekturen.

Beeindruckend – das Meisterwerk,
läßt sich zum Ganzen fügen,
barocken Stils im Augenmerk,
in allen Raumbezügen.

Rocaillen und Akantusblatt,
Pilaster und Lisenen,
harmonisch und auch adäquat
sind die gemalten Szenen.

Bedeutungsvoll das Heiligbild
Theresiens im Retabel,
die Schutzpatronin schön und mild,
verklärt und respektabel.

Hinan zur Decke schweift der Blick,
zartblau getünchter Himmel
und tausendfach blinken zurück
Goldsternchen im Getümmel.

Zum Fenster strahlt die Sonne ein,
ihr Licht flimmert im Schatten,
es flutet hin zum Brunnenschrein
und eilet fort vonstatten.

Gebürtige sind immer mal
am Taufbrunnen zugegen,
dem Täufling wird im Ritual
der Sündenfall vergeben.

Gleich wann, wohin die Zeit verschlägt
die Töchter mit den Söhnen,
die Leidenschaft ihr Herz bewegt,
dem Heimatort zu frönen.

So ist denn Lenau auch ein Kind
des Dorfes Sohn – wir lieben,
des Niembschen Taufnamen doch sind
Nikolaus Franz geblieben.

Nun steh‘ ich da an dieser Stätt‘
gedankenvoll im Sinnen,
berühr‘ den Taufstein ganz diskret
und fliehe dann von hinnen.

von Karl-Hans Gross

Als zweites Gedicht ein Auszug aus seinem Buch „Aus meinem Blumengarten“:

Altes Bauernherz

Nun her den Pflug und auch die Pferde,
mein Bauernherz währt ewig jung,
es wurzelt in der Ackererde,
dort labt es sich am Lebenstrunk.

Wenn sich die Pflugschar tief einsenket
ins brachgewordne Erdenreich,
ein Bauerngreis den Pflug noch lenket,
sein Tun ist keinem andern gleich.

So reißt er an die Ackerkrume,
die erste Furche legt er an,
am Feldrain blüht noch eine Blume,
ihr hat der Herbst es angetan.

Am Wegrand stehen auch noch Disteln,
der Herbstwind streichelt herb die Flur,
paar Krähen in den Furchen nisteln,
da wo der Pflug noch eben fuhr.

Der Bauer zieht die Furchen weiter,
feldauf und ?ab geht sein Gespann,
der Acker wird zusehends breiter,
ein umgepflügtes Stück Gewann.

Mit sichrem Griff hält fest der Alte
die Sterzen in geballter Hand,
er will, daß sich noch lang erhalte
der gute, alte Bauernstand.

Und an der Kehre läßt er wenden,
sein Blick entlang der Krume streift
bis hin, wo deren Spuren enden,
eh‘ er dann in die Zügel greift.

Mit „Hüü“ die Rosse schnauben weiter,
der Alte drückt den Pflugbaum an,
ein Vorschäler als Bodenschneider
der Schar ist auch noch zugetan.

Sie spiegelt in der Sonnenhelle,
die Krume hat sie abgeglänzt
und wendet weiter Weil um Welle,
bis dann der Acker war umgrenzt.

Und müde kehrt er heim am Abend,
mit einem Mal war’s um ihn still,
den Wunsch in seinem Herzen tragend,
daß er noch einmal kommen will.

In diesem Acker nochmals säen,
den er mit seiner Hand gepflügt
und weiterhin im Felde stehen,
bis alles sich zum besten fügt.

Und wenn Gott will, noch einmal ernten
die reife Saat im nächsten Jahr,
ich wollte, daß auch wir es lernten,
wie es in seinem Herzen war.

von Karl-Hans Gross