Weihnachtszeit besinnliche Zeit, das war nicht immer so, überhaupt in unserer alten Heimat, im Banat, in der Nachkriegszeit.
Man wollte die religiösen Feiertage immer so gut wie möglich feiern oder in einer feierlichen Atmosphäre abhalten. In der Katholischen Kirche wurde die Geburt Christi in den meisten Orten des Banates würdig gefeiert, es kam auch auf die Feiertage an, auf welchen Wochentag sie vielen. Die schöne Barocke Kirche in Lenauheim, erbaut 1779 wurde mit Christbäumen am Hauptaltar und je einen an den Nebenaltäre geschmückt. Dazu kamen die vielen Tannenzweige, die Kerzen und der bunte Christbaumschmuck. Das Wichtigste und Schönste war: die Krippe mit dem Jesuskindlein, der Stall mit Schilfrohr gedeckt und Sterne bestickt, sowie Schneeflocken. Sie war immer unweit des Taufbeckens unterhalb der Kanzel aufgebaut und in dieser Zeit der wichtigste Punkt in der Kirche. Der Kirchenchor hatte sich zu diesem Anlass besonders vorbereitet und brachte neben den uns allvertrauten schönen Marienlieder, die weihnachtlich bezogenen zur Interpretation. Es waren Frauen die im Alltag Mütter und Hausfrauen oder berufstätig waren, die eine Erfüllung in dem Chorgesang fanden und für die Gemeinschaft, mit der Kantorin eine Wohltat vollbrachten. Unser Herr Pfarrer, langjährig in unserer gewesenen Gemeinde tätig, versuchte für die weihnachtliche Zeit das Möglichste umzusetzen und die Gottesdienste feierlich zu gestalten.
Nach der Mette, die Gott sei Dank von den meisten Gemeindemitgliedern besucht werden konnte, was ja auch nicht von der Behörde gern gesehen aber einigermaßen geduldet wurde, strömten die Kirchenbesucher wieder in ihre Straßen und Häuser. Jedes Kind freute sich schon auf das Geschenk vom Christkind. Es war nicht immer gut ausgestattet, manche Jahre besser, manche Jahre schlechter. Ein Christbaum war meistens dabei, geschmückt mit Glasbällen in allen Farben, mit Engel aus Stroh oder Porzellan, mit einem Stern oder Spitze, Lametta, dem guten alten Salonzucker, Wachskerzen in mehreren Farben und Spritzkerzen oder später dann die Lichterketten. Unter dem Christbaum lag meistens das Wichtigste für die Kinder: die Geschenke. Jedes Kinderauge funkelte da schon, was denn das Christkind gebracht hat? Meistens hatte man ja das Gewünschte, denn es wurden Briefe an das Christkind geschrieben, mit der Hoffnung, dass es Einsicht mit Einem hat und dann die Sachen auch zu Weihnachten bringt. Die Eltern, Großeltern und Verwandte die dabei waren freuten sich doch immer mit den Kindern, sie beschenkten sich auch nach Möglichkeiten und Bedarf. Bei uns wurde immer nach der Bescherung das alte Grammophon aufgezogen und Platten mit Weihnachtslieder wie: Oh Du Fröhliche, Süßer die Glocken klingen, Oh Tannenbaum und noch viele andere aufgelegt. Zur gleichen Zeit brannten die bunten Wachskerzen sowie die Spritzkerzen die nicht ganz ungefährlich waren. Als Kind war es für meinen Bruder und mich ein wunderschönes Gefühl. Es war ein Gefühl der Vollkommenheit, der Zufriedenheit für die ganze Familie, in einer Zeit wo die Abhaltung der Feiertage nur geduldet waren. Offiziell gab es in der Zeit des kalten Krieges in unserer Banater Heimat nur drei offizielle freie Feiertage im Jahresablauf: Neujahr, 1. Mai und 23. August.
Am ersten und zweiten Weihnachtstag, war Brauch das die Kinder zu den nahen Verwandten wie: Patt und Gohd, Großeltern usw. gingen, die Weihnachten anzuwünschen. Als Kind wusste man ja, das der Rundgang auch seine guten Seiten hat, das man von jedem Besuchten ein Weihnachtsgeschenk bekommt. Es waren kleinere und größere Geschenke die immer bei den Kindern eine große Freude auslösten. Jedes Kind wollte doch immer das Beste, Meiste und Schönste bekommen haben. Zufriedenheit war in den meisten Fällen eingetreten, aber es gab auch weniger bemittelte Haushalte, aus welchem Grund auch immer, da gab es schon mal auch Tränen an solchen Tagen.
Weihnachten war auch ein Fest der Gemeinschaft, es trafen sich Familien, Bekannte, die Jugend zu einer Unterhaltung (Namenstag Hans), wie es sich vom Wochentag des Festes einrichten lies. Es sind Erinnerungen die einem immer wieder in den Sinn kommen, Erinnerungen von denen man sehr oft bei Besuchen von Landsleuten darüber redet und ganz oft davon in Einsamkeit oder in Gesprächen davon zehrt. Wie sagt man immer so schön: Weist du noch wie es damals war?