Zum Hundertsten von Annie Schmidt-Endres

Die Biografie von Annie Schmidt-Endres lesend, kann man in der ersten Zeile feststellen, dass sie in Csatad/Lenauheim, dem Geburtsort des Dichters Nikolaus Lenau geboren wurde. Letztes Jahr feierte die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim in unserer Heimatgemeinde, im Banat, den 200-ten Geburtstag unseres berühmten Sohnes. In diesem Jahr (2003) wollen wir es nicht versäumen, den 100-ten Geburtstag von Annie Schmidt-Endres in Erinnerung zu bringen.

Annie Schmidt-EndresSommertage im Jahre 2003 – so heiß wie schon lange nicht mehr, die Straßen sind leer, es tummeln sich nur Gänse und einige Hühner in dem knöchelhohen Staub auf dem Fahrweg der Proviantengasse. Es könnte auch im Sommer vor hundert Jahren, im Jahre 1903, so gewesen sein. In diesem Jahr, am 29. Dezember, erblickte Annie Endres das Licht der Welt: Tochter der Bauernfamilie Michael Endres und Frau Anna geb. Fost.

Sie wurde geboren in einer Zeit die bei den Banater Schwaben eine besondere ist: mit dem Christfest die vielen Namenstage und der Jahreswechsel. So bewegt wie der Dezember könnte man sagen war auch das schriftstellerische Schaffen von Annie Schmidt-Endres. Sie entstammt einer uransässigen Lenauheimer Bauernfamilie wo die Gepflogenheiten und Sitten ein Heiligtum waren und als solche auch gehalten wurden. Das und andere Einflüße aus dem schwäbischen Dorfleben könten unsere Landsmännin für die kommende Schaffenszeit und das Leben geprägt haben. Sie verstand Ihr Schicksal mit Würde zu tragen und den Zeitablauf ihres Lebens zu meistern.

Annie Schmidt-Endres war in Lenauheim als junge Frau im Frauenverein leitend tätig, sie hat sich in mehreren nützlichen Taten erkennbar gezeigt. Aus ihrer Ehe mit dem Arzt Dr. J. Schmidt – der nach seiner Rückkehr aus Russland verstarb – entspross ein Sohn, Facharzt Dr. med. Edwin G. Schmidt Über die Erstkommunion des Jahrganges 1928 wurden uns durch Annie Schmidt-Endres verschiedene Details im Bezug auf so eine Begebenheit eines Katholiken in einem Banater schwäbischen Ort übermittelt und das Besondere daran, war das der Schwabenbischof Augustin Pacha bei dieser Feierlichkeit in Lenauheim anwesend war.

Aus einigen Veröffentlichungen heraus, kann man erkennen das Annie Schmidt-Endres dem Banat, der Heidegemeinde Lenauheim und den Menschen in ihrer Gemeinschaft mit Herz und Seele ergeben war. Titel wie „Ein Schwabenmädel bin ich“ bringen dies deutlich zum Ausdruck. Es sind Lieder im Volkston, Worte und Weisen von Annie Schmidt-Endres. Diese Lieder sind einmalig für das weite flache Land. Sie kommen vom Herzen der Menschen die dort lebten. Die Autorin verstand es das Leben und das Dasein in Wort und Lied zu fassen, interessant wie kein Zweiter weiter zu vermitteln und so für die Nachwelt zu erhalten.

In einem anderen Band „Akazieblädder“ benannt, kommt unsere Mundart, der Alltag und die nähere Umgebung zum Ausdruck. Es sind Gedichte wie: „Die Pendluhr“ „De Lattezaun“ „Mei Motter haad e blo`i Schorz“ oder „Akazieblädder“. Der Akazienbaum ist ein weit verbreiteter Baum in der Banater Tiefebene und nicht nur für uns Banater Schwaben ein Symbol, welches uns was bedeutet. Es ist ein Begriff mit dem Annie Schmidt-Endres die Gefühle der Leser direkt anspricht und die, vermutlich aus eigenem Empfinden weitergibt. Dasselbe bringt die Autorin mit dem Band „Land in Licht und Leid“ durch Gedichte und Balladen aus donauschwäbischem Schicksal an die Leser. Dieses Büchlein enthält Titel wie „Mein Land“, „Mein Vaterhaus“, „Mutters Abschied“ oder „Letzte Ernte…1944“. Aber auch Verse wie „Gedenket der Helden !“ geschrieben von Annie Schmidt-Endres zur Einweihung des Totengedenksteines im Lager Linz im Jahre 1953.

Sie wagt den literarisch und menschlichen Sprung von der alten in die neue Heimat, es gelingt ihr auch mit diesen Zeilen. Dies war ein Beispiel dafür, das unsere Landsmännin eine fortschrittliche Banater Schwäbin, eine Frau die ihre Zukunft vor Augen hatte, war. Sie wollte die Vergangenheit im Sinn behalten, aber die Gegenwart mit realistischen Augen sehen und auch so bewältigen. Das können wir einem Band der Reihe „Blätter für zeitgenössische Literatur“ mit dem Titel „Bevor die Nacht sich sinkt …“ entnehmen, der zur Vollendung ihres 60. Lebensjahres am 29.12.1963 erschienen ist. Er umfasst Gedichte wie „An meine Ärztin“, „Von meiner Heimat“ oder „Musik“. Es sind Verse die in der neuen Heimat entstanden, aber noch immer eine gewisse Nostalgie über das was einmal war aussagen, vielleicht mit dem Gedanken an die Leserschaft, die gewesene Gemeinschaft der Banater Schwaben auch mit der kommenden Generationen weiter zu erhalten.

Ein Versuch der aus heutiger Sicht sich lohnt, denn es sind noch genügend Menschen unseres Volksstammes, die Werte, Sitten und Gepflogenheiten in Ehre halten und an ihrer Stelle es versuchen sie weiter zu vermitteln. Ich denke, dass wäre auch im Sinne von unserer, nicht mehr unter uns weilenden Landsmännin Annie Schmidt-Endres, gewesen.

Dies sind nur einige kleine Erinnerungen an Annie Schmidt-Endres, die am 17. Mai 1977 in die ewige Ruhe ging, herausgegriffen aus einem langjährigen literarischen Schaffen, mit dem Gedanken sie und ihre Werke dem Leser, anlässlich ihres 100-ten Geburtstages, seitens der Lenauheimer Heimatortsgemeinschaft, näher zu bringen.