„Zur Sache“ in Lenauheim

Ein Besuch in der alten Heimat hat wie alles im Leben eine gute und eine nicht so gute Seite. Die gute Seite ist wieder mal in der Heimat zu sein, bekannte Menschen, vertraute Häuser, die Heimatkirche, den Friedhof und vieles mehr zu sehen. Die nicht so gute Seite ist darüber nachzudenken wie kann es weiter gehen, wie soll unser Heimatort die Zukunft bewältigen.

Was für eine Zukunft gibt es für unseren Heimatort? Wer wird die Zukunft unseres Heimatortes gestalten? Wie viel Anteil dürfen wir, die Lenauheimer Landsleute in Deutschland, daran haben oder müssen daran haben? Es ist gar nicht so einfach! Einige meinen: „Abbrechen mit dem Ganzen!“. Die Mehrheit jedoch, unterstützt uns finanziell so wie auch moralisch, um wenigstens die Friedhofspflege und einige andere Sachen nicht verkommen zu lassen. Zur Zeit bemüht sich die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim in Deutschland einiges im guten Sinne zu bewegen. Die Friedhofspflege wurde für ein weiteres Jahr (2004), von der HOG Lenauheim, an den bisherigen Pfleger übertragen, für dies er seitens der HOG, aus Spendengelder eine monatliche Entlohnung erhält. Es wurden bei einem gemeinsamen Rundgang, Vorstellungen ausgesprochen wie die Pflege im Einzelnen durchzuführen ist und es wurde Unkrautvertilgungsmittel dem Pfleger überreicht.

Ein anderes Thema in Bezug auf den Friedhof ist die Umzäunung an der Südseite und die Hälfte der Ostseite bis in Höhe der Friedhofskapelle. Der bisherige Maschendrahtzaun, aus schwarzem Draht, war fast zur Gänze verrostet und zum Teil zerrissen. Der Schutz vor den Tieren von der angrenzenden Hutweide ist nicht mehr gewährleistet. Die Tiere dringen ein und verwüsten die Gräber unserer Ahnen. Um das zu verhindern habe ich an Ort und Stelle die Entscheidung getroffen, in Rücksprache mit dem Vorstand, einen neuen Maschendrahtzaun errichten zu lassen. Ich habe 220 m verzinkten Maschendrahtzaun besorgt, sowie einen Handwerker der die Arbeit durchführt. Es werden noch ca. 25 Pfosten besorgt um die fehlenden an der Ostseite zu ersetzen, dann kann das Thema Friedhofzaun zu Beginn des Frühjahres und dem Erscheinen der Tiere auf der Hutweide ad acta gelegt werden.

Im Herbst wurde ich auf die Trockenheit des letzten Jahres und Errichtung eines Brunnens auf dem Lenauheimer Friedhof von unseren Landsleuten in Deutschland angesprochen. Es wäre dringend nötig einen Brunnen, für das Gießen der Grünpflanzen auf den Gräber, zu haben. Bei meinem Besuch in Lenauheim habe ich ein Angebot eingenommen und auch schon einen möglichen Sponsor ausfindig gemacht, bin guter Hoffnung das diese Angelegenheit mit dem Eintreten eines günstigeren Wetters umgesetzt werden kann. Eines macht mir aber Sorgen, wenn dieser Brunnen willkürlich beschädigt wird und vielleicht auch noch Wiederholungstaten folgen, ob das die Mühe und Arbeit rechtfertigt? Obengenannte Tätigkeiten in Bezug auf den Lenauheimer Friedhof sind ordnungsgemäß mit dem zuständigen Pfarrer und der Diözese Temeswar abgestimmt und genehmigt.

Unsere Heimatkirche wird mit Beginn dieses Jahres, allein vom zuständigen Filial-Pfarrer verwaltet. In seiner Anwesenheit, sowie in Anwesenheit des Bürgermeisters und des Vorsitzenden der HOG Lenauheim und des Messners wurde eine Einigung für das Jahr 2004 zur Pflege unserer Heimatkirche getroffen. Der Bürgermeister hat sich auch bereit erklärt bei eventuellen Problemen behilflich zu sein. Er hat auch letzten Herbst an dem Dach die fehlenden Dachziegel ersetzen lassen, an der Südseite einen Teil der Regenwasserrinnen austauschen lassen und die Zuleitung für den elektrischen Strom, da Feuergefahr bestand, erneuern lassen. Das alles für ein „Vergelt`s Gott“!

In einem Gespräch mit dem Bürgermeister in Bezug auf die Tätigkeiten in der Gemeinde Lenauheim schilderte er mir gegenüber, für unsere Landsleute in Deutschland unter anderem folgendes: Er bedankte sich für die Einladung zum 10. Heimattreffen 2003 in Karlsruhe und die gute Aufnahme bei den Lenauheimer. Er war beeindruckt von den vielen spontanen Gesprächen mit gewesenen Lenauheimer und hofft weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit mit der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim.

Die Renovierungsarbeiten am Lenau- und Heimatmuseum sowie am Denkmal, durch Gelder vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung über das Haus des Deutschen Ostens in München und der Gemeinde Lenauheim getragen, vermittelt durch die Landsmannschaft der Banater Schwaben, Landesverband Bayern in Zusammenarbeit mit der HOG Lenauheim, sind großteils abgeschlossen. Das Gebäude steht in voller Pracht und erwartet die Besucher. Letztes Jahr sind diese zahlreich erschienen und konnten sich von der Neugestaltung des Museums überzeugen. Desgleichen wird die Kirche, das Lenaudenkmal, der Friedhof und der Ort selbst bei solchen Gelegenheiten besucht. Der Garten und Vorgarten des Museums werden dieses Jahr angelegt, einige Räume im Erdgeschoss sind noch ihrer Bestimmung zu übergeben. Zwei normgerechte Toiletten, nach aktuellem Stand der Technik, wurden schon in Funktion gesetzt.

Es tut sich überall wo man hinsieht etwas, durch die Arbeitsleistungen der Sozialhilfeempfänger hat sich das Straßenbild im positiven Sinne auffallend verändert, also es geht doch. In der Gemeinde Lenauheim leben 110 Familien, die nach dem Mindesteinkommengesetz, in Frage kommen. Sie werden zu 90% durch Regierungsgelder und zu 10% von Gelder aus den Gemeindeeinnahmen unterstützt.

In Lenauheim werden auf Ansuchen des Bürgermeisteramtes zwei Einrichtungen durch Gelder, von der Weltbank, über laufende Projekte in Rumänien finanziert. Eine Rechtsberatungsstelle auf der Hauptgasse, da werden zwei Rechtsanwältinnen täglich den Bürger der Gemeinde Lenauheim zur Verfügung stehen um sie in allen rechtlichen Fragen kostenlos zu beraten. Durch diese Rechtsberatungen können sich die Bürger an weitere Stellen wenden um ihre Probleme gezielt zu klären.

Oben die neue Rechtsberatungsstelle und unten das Kindertageszentrum
Oben die neue Rechtsberatungsstelle und unten das Kindertageszentrum

In der Wertsgass wird ein Zentrum für Problem-Kinder eröffnet. Es ist ein Projekt das über 8 Monate läuft, gedacht für 12 Kinder im Alter von 1-5 Jahren, aus der Gemeinde Lenauheim. Diese werden von einem 12 köpfigen Tages- und Halbtags-Team betreut. Zu diesen zwei Neueinrichtungen sehen Sie zwei Fotos neben an.

Der Gemeindeweg Lenauheim – Großjetscha wird dieses Jahr in Angriff genommen, es sind Gelder für 2 km Straßenbau genehmigt. Desgleichen wurden aus Regierungsgelder der Weg von Bogarosch nach Uihel (Neusiedel) gebaut. In Grabatz wurden drei Brunnen über 100 m gebohrt sowie in Bogarosch mit dem Einsatz der Bürger vier Brunnen von 50 – 70 m Tiefe.

Für Bogarosch ist ein Projekt über SAPAR sowie über das Bundeskanzleramt Österreich zum Bau einer Wasserversorgungsanlage in Arbeit, die Umsetzung soll in diesem Jahr beginnen. In Lenauheim ist ein Wasserversorgungsrohrnetz über 16,3 km aufgebaut, drei kleine Gässchen am Rande des Ortes müssen noch mit Rohren versorgt werden, was aber schon für dieses Jahr vorgesehen ist. Zur Zeit erfreuen sich 239 Lenauheimer Haushalte eines Anschlusses an das Wasserversorgungsnetz und sobald das Wetter es erlaubt werden die über 100 Anträge der Bürger für einen Anschluss folge geleistet. Das Wasser ist von guter Qualität und das System funktioniert einwandfrei nicht zuletzt, Dank der Südsteirischen Rumänienhilfe. Die Schule in Lenauheim wurde mit 23 PC aus Österreich über die Südsteirische Rumänienhilfe sowie die Grabatzer Schule von Herrn Christian Dragomir aus Erlangen mit 16 PC für die Weiterbildung der Schüler ausgestattet. In der Bogaroscher Schule wurde seitens der Gemeinde, ein neuer Heizkessel eingebaut. In Lenauheim und Bogarosch gibt es schon seit längerem ein Kabelfernsehsystem, in Grabatz wird es dieses Jahr eingeführt.

Lenauheim ist eine der ersten drei Gemeinden in Rumänien, die als ersten die Feldrückgabe zum Abschluss brachten. Die Titel (Eigentumsurkunde) wurden auch an alle Neueigentümer ausgehändigt. Die Flächen wurden 2003 fast zu 100 % verarbeitet, nicht zuletzt wegen eines Unterstützungsprogramms seitens der Regierung an die Bauern. Es liefen mehrere Regierungsprogramme zum Ankauf von Maschinen und Geräte zu einem Einkaufpreis von 55% des realen Preises sowie mit einigen Ermäßigungen bei dem Saatgut. Die Gemeinde Lenauheim hat eine Ackerfläche von 10.087 ha davon waren letztes Jahr 4.300 ha mit Weizen und 5.027 ha mit Mais bebaut. Die Ernten waren zufriedenstellend, was man von den Preisen für das Getreide nicht behaupten kann.

Zum Schluss die erfreulichste Nachricht für 2003, der Anschluss an das internationale Telefonsystem, es geschah nach langem Hin und Her am 20. Oktober 2003. Somit fand Lenauheim, wenn auch nur durch das Telefon, den Anschluss an Europa und die ganze Welt durch direkte Wahl.