Lenauheimer Kirche ist 230 Jahre alt

Die Heimatortsgemeinschaft Lenauheim, hat mit einigen Landsleuten Anfang September 2008, beim Besuch in der alten Heimat, die Gelegenheit wahrgenommen in „unserer“ Kirche, gemeinsam mit den dort lebenden Gläubigen einen Gottesdienst zu feiern.

Das Gefühl mal wieder in der Heimatkirche zu beten, zu singen, aber auch zu sich zu finden, ist schon was Besonderes. Dies ist aber nur ein Teil von den Gedanken die man sich in oder um die Kirche macht. Sobald man das Portal zur Kirche erreicht und das Gotteshaus betrachtet, fällt die Jahreszahl 1778 einem in das Auge. Ja richtig, wir schreiben das Jahr 2008 und somit hat die Lenauheimer Kirche ein rundes Jubiläum in diesem Jahr. Nämlich das stolze Alter von 230 Jahren. Innen könnte sicherlich das eine oder andere handwerklich ausgebessert werden. Bei manchen Gegenständen würde schon eine Reinigung mit einem Tuch und etwas Wasser weiterhelfen. Leider geschieht dies nur noch ein oder zwei Mal im Jahr, zu besonderen Anlässen.

Die röm.-kath. Dorfkirche in Lenauheim
Die röm.-kath. Dorfkirche in Lenauheim

Der Außenbereich ist mittlerweile auch schon wieder witterungsbedingt in Mitleidenschaft gezogen worden. Seit der letzten Außenrenovierung, im Jahre 1992, bröckelt der Putz an verschiedenen Stellen. Dies ist größtenteils durch die Feuchtigkeit bedingt die im Mauerwerk steckt. Das Dach, mit seinen alten Dachziegeln zeigt auch immer mehr Mängel auf und wurde Wasserdurchlässig, wobei eine kleine Stelle von der Decke heruntergefallen ist. Zur Erneuerung des Regenwasserablaufsystems liegen Angebote bei dem zuständigen Herrn Pfarrer, für eine Entscheidung, bereit. Da müsste dringend etwas unternommen werden. Die Außenanlage wird so gut wie möglich mit der Hilfe der Heimatortsgemeinschaft gepflegt. Das größte Problem ist immer die richtigen Menschen zu finden, die diese Arbeiten bewusstvoll und richtig ausführen.

Dies alles ist auch zurückzuführen das die Kirche von unseren Mitmenschen durch die Auswanderung verlassen wurde. Die Zurückgebliebenen und dazugekommenen Katholiken, sind durch die zusammengeschrumpfte Gemeinde (mittlerweile eine Filialgemeinde der Pfarrei Lovrin) nicht in der Lage die Kirche zu unterstützen.

Das gleiche gilt auch für den zuständigen Priester. Er hat 7 Kirchen zu betreuen und diese liegen einige Kilometer auseinander. Diese Kirchen sind alle in ähnlichem Zustand wie die Lenauheimer Kirche.

Zum Geburtstag wünschen wir unserer Kirche, die unter Denkmalschutz steht, eine gute Zukunft und vielleicht ergibt sich immer wieder eine Möglichkeit und Mittel, sie in einem ansehbaren Kleide zu behalten.

Unser Landsmann Karl-Hans Gross (1928-2005) hat zutreffende Worte für die Heimatkirche in Lenauheim, in dem Gedicht „Die Kirche“, gefunden. In der Folge möchten wir virtuell mit dem Dichter seinen Zeilen durch das Gotteshaus schweifen und unsere Erinnerungen wach werden lassen.

Die Kirche

Ich trete ein zum Hauptportal,
von Stille rings umfangen,
weit öffnet sich der Kirchensaal,
den Frieden zu erlangen.

Die Glocken sind mir eng vertraut
Und auch der Orgel Tönen,
als Ministrant war ich erbaut
von dem Sakralen, Schönen.

Vom Hauptaltar, dem Kirchenschmuck,
den heiligen Figuren,
geschnitzter Zier, geformtem Stuck
und den Architekturen.

Beeindruckend-das Meisterwerk,
läßt sich zum Ganzen fügen,
barocken Stils im Augenmerk,
in allen Raumbezügen.

Rocaillen und Akantusblatt,
Pilaster und Lisenen,
harmonisch und auch adäquat
sind die gemalten Szenen.

Bedeutungsvoll das Heiligbild
Theresiens im Retabel,
die Schutzpatronin schön und mild,
verklärt und respektabel.

Hinan zur Decke schweift der Blick,
zartblau getünchter Himmel
und tausendfach blinken zurück
Goldsternchen im Getümmel.

Zum Fenster strahlt die Sonne ein,
ihr Licht flimmert im Schatten,
es flutet hin zum Brunnenschrein
und eilet fort, vonstatten.

Gebürtige sind immer mal
Am Taufbrunnen zugegen,
dem Täufling wird im Ritual
der Sündenfall vergeben.

Gleich wann, wohin die Zeit verschlägt
Die Töchter mit den Söhnen,
die Leidenschaft ihr Herz bewegt,
dem Heimatort zu frönen.

So ist denn Lenau auch ein Kind,
des Dorfes Sohn-wir lieben,
des Niembschen Taufnamen doch sind
Nikolaus Franz geblieben.

Nun steh` ich da an dieser Stätt`
Gedankenvoll im Sinnen,
berühr`den Taufstein ganz diskret
und fliehe dann von hinnen.

von Karl-Hans Gross