Peter Philipp Blassmann gestorben

Das Sterben ist für jeden Menschen das Ende seines Lebens. Den einen erreicht das Lebensende zeitlich, die Mehrheit erreicht das aktuelle Durchschnittsalter und nur ganz wenigen Menschen ist es gegönnt ein hohes Alter zu erreichen.

Peter Philipp Blassmann
Peter Philipp Blassmann

So wie unserem Lenauheimer Landsmann Peter Philipp Blassmann, der sein letztes Drittel an Lebensjahren in der neuen Heimat Karlsruhe, verbringen durfte. Er war auch, aktuell, der älteste Bürger von Karlsruhe, bis ihn am 7. Januar, nach einem Oberschenkelhalsbruch innerhalb von 48 Stunden, unser barmherziger Gott zu sich berufen hat.

Peter Philipp Blassmann wurde am 5. Juli 1902, genau 100 Jahre nach der Geburt von Nikolaus Lenau, in der Heidegemeinde Lenauheim als Landwirtssohn der altangesessenen Bauernfamilie Peter Blassmann und Frau Elisabeth geb. Bohn geboren. Er besuchte die ersten 6 Klassen in der Lenauheimer Volksschule und ging im Jahre 1913 nach Szeged (Szegedin) ins Gymnasium wo er im Jahre 1919 den Abschluss mit dem Abitur machte. Nach dem Schulbesuch musste er die väterliche Wirtschaft übernehmen, da sein Vater an einer im Kriege sich zugezogenen Krankheit im Jahre 1916 gestorben war. Im Herbst 1923 rückte er zu seinem aktiven Militärdienst ein und ging als „Einjähriger“ in die Reserveoffiziersschule in Temeswar und wurde Reserveoffizier der rumänischen Armee.

Im Jahre 1927 heiratete er seine Frau Katharina geb. Anton und gründete eine Familie. Aus dieser Ehe gingen 4 Kinder hervor: Karl, Richard, Erika und Irmgard. Als Landwirt führte er eine zielstrebige Wirtschaft, welche durch Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit gekennzeichnet war. Deshalb erneuerte er auch all seine Wirtschaftsgebäude. Er verwendete nur die besten Zuchttiere und die besten Sorten der Getreidepflanzen. Die landwirtschaftlichen Maschinen wurden stets auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht. Es war eine vorbildliche Wirtschaft. Sein Hof florierte mit einem breit gefächerten Wirtschaftszweig, wie Getreideanbau, Schweine- und Rinderzucht (auf der Puszta) und Obstbau. Es waren alle Maschinen vorhanden für eine moderne Landwirtschaft zu führen, vom Traktor bis zum Mercedes.

In den Jahren 1934 bis 1937 war er der letzte frei gewählte Gemeinderichter (Bürgermeister) in Lenauheim. Alle Richter nach ihm wurden nur noch ernannt. Er ließ den Gemeindesaal mit Bühne und modernen Nebenräumlichkeiten errichten und so wurde es möglich, dass das deutsche Theater in Lenauheim immer gerne spielte. Zusätzlich hatten die Theaterliebhaber und die geselligen Vereine nun die Möglichkeit sich zu entfalten. Er war im Bauernverein sowie im Fußballverein aktives Mitglied. Diese friedliche Zeit dauerte aber nicht lange. Schon bald zogen dunkle Wolken am politischen Himmel auf. Die Jahre ab 1939 waren gekennzeichnet, durch die ständigen Einberufungen in die rumänische Armee. Von 1942 1944 war er im Osten an der russischen Front, im Kaukasus und auf der Krimhalbinsel in der rumänischen Armee. Ab 1944 bis 1945 gegen Westen in Ungarn und in der Tschechoslowakei. In den Kriegsjahren musste die Ehefrau die Bauernwirtschaft allein führen und 4 Kinder versorgen. Im Herbst 1944 flüchtete seine Familie vor der sowjetischen Armee bis nach Österreich, von wo sie nach Kriegsende wieder zurückkehrte.

Peter Philipp Blassmann war bis zuletzt als Oberleutnant im „Kampf für die Befreiung vom Faschismus“ dabei. Als Belohnung bekam er 5 Ha Feld aber dann erfolgte die Enteignung von 100 Ha Feld. Sein geräumiger und modern eingerichteter Wirtschaftshof wurde 1950 enteignet und von der neu gegründeten Kollektivwirtschaft in Besitz genommen. Im Jahre 1951 erfolgte die Verschleppung in die Baragansteppe die ihn und seine Familie nach Rachitoasa brachten. Diese dauerte 5 Jahre bis 1956. Wieder in der Heimat angekommen musste er sich eine neue Arbeitsstelle suchen. Er fand von 1956 bis 1967 abwechselnd eine Anstellung beim Staatsgut in Bogarosch und Grabatz, als Brigadeleiter, von wo er auch im Jahre 1967 mit 65 Jahren in Rente ging.

Nach all diesem Leid und Erschütterungen gelang es ihm und seiner Frau am 28. August 1978 in die Bundesrepublik Deutschland nach Karlsruhe zu seinem Sohn Richard auszuwandern, der schon einige Jahre vorher hier eine neue Heimat gefunden hat. Seine anderen drei Kinder zogen später mit Familie nach. Er lebte allein und selbstständig, bis zu seinem 103. Lebensjahr, nachdem seine Frau im Jahre 1994 gestorben ist in der Umgebung seiner Kinder, Enkelkindern und Urenkeln. Von 2004-2009 lebte er im Pflegeheim „St.-Franziskus-Haus“, zuletzt an den Rollstuhl gebunden, aber im Kopf noch fit, löste vorwiegend schwere Kreuzworträtsel, bis zuletzt.

Seine solide Art, fachliche Kompetenz und Fleiß brachten ihm die Wertschätzung vieler Menschen ein. Seine Pflicht war für seine Familie und seine Landsleute immer in erster Reihe zu stehen. Die Lenauheimer Landsleute werden ihn in bleibender Erinnerung behalten. Gott lasse ihn in Frieden ruhen!

Die Beisetzung findet am Freitag, 16.01.2009, um 12.45 Uhr auf dem Friedhof Nordweststadt in Karlsruhe (Hertzstr. 151 oder Bus Linie 70, Haltestelle Germersheimer Str.) statt.