Die ARD-Themenwoche „Heimat“ vom 4. bis 10. Oktober 2015, hat uns als Heimatortsgemeinschaft, einiges hören und sehen lassen. Es ist sehr interessant auf wie viele Arten Heimat von den Menschen wahrgenommen und dargestellt wird. Die Heimat kann, nach Aussage von Befragten, verschieden sein. Ein Heimatland, ein Heimatort, der Dialekt, die Menschen, die Familie, ein Heimatblatt mit Erinnerungen, also für Jeden etwas anderes.
Dies alles konnten unsere Landsleute am eigenen Leib erfahren und ich denke deswegen auch die Menschen gut verstehen, die heute in so einer ähnlichen Lage sind. Menschen die in Not geraten sind und eine Obdach suchen, soll man grundsätzlich helfen. Die Hilfe muss auch angenommen werden und es soll auch eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. Dies alles ist umsetzbar, wenn jeder Beteiligte sich an vorgegebene Regeln hält.
Der vielfältige Begriff Heimat ist für uns auch ein „geteilter“ Begriff. Die meisten Landsleute haben zwei Heimaten im Herzen, einmal die gewesene und einmal die in der sie leben. Und das ist gut so, denn Gefühle sind eben Gefühle!
Viele aus der schreibenden Zunft haben das Thema Heimat aufgegriffen und abertausende Werke darüber geschrieben. So auch uns naheliegende Schreibende, wie der Lyriker Nikolaus Lenau in „Einst und jetzt“, Hans Wolfram Hockl in „In der Heimat blüht der Klee“ oder Annie Schmidt-Endres in „Von meiner Heimat“.
Der Leser möge sich beim Lesen der Zeilen seine eigene Meinung über den Begriff Heimat bilden und mit seinen Gedanken in seiner eigenen Heimat oder den Heimaten wandern. Heimat kann etwas Schönes sein!
Einst und jetzt
von Nikolaus Lenau
Möchte wieder in die Gegend,
Wo ich einst so selig war,
Wo ich lebte, wo ich träumte
Meiner Jugend schönstes Jahr!«
Also sehnt ich in der Ferne
Nach der Heimat mich zurück,
Wähnend, in der alten Gegend
Finde sich das alte Glück.
Endlich ward mir nun beschieden
Wiederkehr ins traute Tal;
Doch es ist dem Heimgekehrten
Nicht zumut wie dazumal.
Wie man grüßet alte Freunde,
Grüß ich manchen lieben Ort;
Doch im Herzen wird so schwer mir,
Denn mein Liebstes ist ja fort.
Immer schleicht sich noch der Pfad hin
Durch das dunkle Waldrevier;
Doch er führt die Mutter abends
Nimmermehr entgegen mir.
Mögen deine Grüße rauschen
Vom Gestein, du trauten Bach;
Doch der Freund ist mir verloren,
Der in dein Gemurmel sprach.
Baum, wo sind die Nachtigallen,
Die hier sangen einst so süß?
Und wo, Wiese, deine Blumen,
Die mir Rosa sinnend wies? –
Blumen fort und Nachtigallen
Und das gute Mädchen auch!
Meine Jugend fort mit ihnen;
Alles wie ein Frühlingshauch!
In der Heimat blüht der Klee
von Hans Wolfram Hockl
Heute überfiel ein Schmerz mich jäh;
In der Heimat blüht jetzt schon der Klee!
Die Akazien duften süß und schwer
Und die Schwalben feiern Wiederkehr.
Aber ich, ich bin verfemt, verbannt,
wie ein Hund verjagt in Schmach und Schand,
Weh`, das letzte liebe Band zerriß,
nichts blieb als die grause Bitternis,
als die wütigwilde Seelenpein,
in der Fremde, heimatlos zu sein.
Herrgott, höre meine stille Klag,
weil die Qual mich sonst erwürgen mag!
Darf ich Armer nimmermehr zurück,
wo ich ließ mein Heim, mein ganzes Glück?
Soll die weite Flur ich nie mehr sehn?
Herrgott, höre doch mein stummes Flehn!
Denn Du weißt, ich pflügte, säte, schuf
Als Dein Knecht getreu nach Deinem Ruf,
und gemäß dem heiligen Gebot
wuchs die Saat und wuchs das täglich Brot,
fiel der Regen, ging auch Sturm und Wind,
munter sang sein Lied mein liebes Kind,
und wenn es die Stimme hell erhob,
sang es, Herrgott, nicht zu Deinem Lob?
Sieh, es welkt wie Schattenkraut dahin,
sie, auch ich bin krank in meinem Sinn,
und es treibt mich auf und treibt mich um,
durch die fremden Felder irr ich stumm,
acht des Regens und des Sturmes nicht,
Tränen rinnen über mein Gesicht…
Wie ein Schwert durchs Herz geht mir das Weh:
In der Heimat blüht jetzt schon der Klee!
Von der Heimat
von Annie Schmiedt-Endres
Von meiner Heimat
blieb nur ein Nebelstreif-
zerbrochne Klinke
von einem rostbefallnen Tor,
und ein zerdrücktes Blatt
von meiner Eltern Grab.
Darin Generationen ruhn.
Doch keines Denkmal Säule
ragt hoch,
zu künden Heldensage,
daß hier ein ganzer Volksstamm
ward hingegeben
zum Opfer
gnadenlos der Zeit.
Nur Wind kost sanft
den Hügel.
Der Wind verweht
die Spur.